Vom guten Hirten / Wort der Zuversicht 28.04.2020

Wie sehr wünsche ich mir das, das es jemanden gibt, der für mich da ist und sorgt. Der mir den Weg durchs Leben zeigt und mich auch durch Gefahren führt. Einen, der meinen Durst nach Leben stillt und nach mir sucht, wenn ich verloren gehe.

Jesus steht für das alles. Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben. (Joh. 10, 11a. 27-28a) Das ist der Wochenspruch für diese Woche beginnend mit dem 2. Sonntag nach Ostern „Misericordias Domini“ – Von der Barmherzigkeit des Herrn. Diese Woche wird durch das Evangelium vom Guten Hirten bestimmt, der für seine Schafe sorgt. Jesus als der gute Hirte hat den so bekannten Psalm 23 gelebt:

1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

Wie ein guter, fürsorglicher Hirte auf seine Herde gibt Gott auf uns Acht und beschützt uns. Bei Gott bin ich gut aufgehoben. Ich brauche mir also keine Sorgen machen. Das macht mich stark und gibt mir Rückhalt. Gott sorgt für uns, dass wir genug zum Leben haben. Gott schenkt uns Nahrung für Leib und Seele.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

Bei ihm kann ich ausruhen. Auch wenn ich mir Sorgen mache, bei ihm fühle ich mich geborgen. Bei ihm kann ich auftanken. Er ist die Quelle für neue Kraft. Und damit kann ich morgen wieder loslegen und mich durchkämpfen. Er gibt mir das, was ich brauche.

3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

In Gottes Nähe fühle ich mich wohl und geborgen. Sogar, wenn es mir schlecht geht, ist er bei mir. Gott schenkt mir neue, frische Gedanken, wenn ich mal durchhänge. Das lässt mich aufleben und neu durchstarten. Und Gott achtet darauf, dass ich auf dem richtigen Weg bleibe, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren oder ich sogar auf die schiefe Bahn gerate.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Selbst wenn mich manchmal Leute enttäuschen oder etwas passiert, was mich total ärgert oder auch traurig macht, Gott enttäuscht nicht. Er hält zu mir und zeigt, dass er an mich glaubt. In seiner Nähe fühle ich mich getröstet. Ich spüre, dass er mich sicher durch das Leben führt. Das macht mir Mut.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

An Gottes Tisch darf ich sicher und behütet sitzen, kein Feind kann mir dahin folgen. Nichts, was mich bedroht, hat da Platz. Auch wenn andere über mich lachen oder mich verspotten, weil ich dich lieb habe, weiß ich, dass du mir hilfst. Und dann sitze ich selbst an deinem Tisch gesalbt wie ein Königskind. Und du meinst es richtig gut mit mir. Du verwöhnst mich. Da steht nicht nur ein bisschen auf dem Tisch oder ist ein Schluck im Glas, nein! Alles quillt über vor deiner Liebe!

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Egal was die Zukunft bringen mag – Gott hört nicht auf, mich mit seiner Liebe zu begleiten. Letztlich meint er es gut mit mir, auch wenn nicht alles leicht ist. Bei ihm fühle ich mich zu Hause für immer und ewig.

Die Nähe dieses guten Hirten wünsche ich Euch und Ihnen von Herzen – Bärbel Albers

Veränderungen bei Beerdigungen

Liebe Gemeindemitglieder,

ab sofort dürfen bei Trauerfeiern 25 Teilnehmer anwesend sein und nicht mehr nur 10. Weiterhin ist eine Nutzung der Kapelle nicht möglich und es müssen Mindestabstände eingehalten werden.

Gerne können Sie zum Eigenschutz und zum Schutz der Anderen eine Maske tragen.

Unverändert ist ein Eintrag in eine Anwesenheitsliste erforderlich.

Bleiben Sie behütet!

Ihre

Nicola Henkel

Predigt von Pfarrer Stephan Sticherling zu 1. Petrus 2, 21-25

Hier der Download:

Predigt 1Petr 2 21 Misericordias Domini 200426 Ketzberg

  1. Petrus 2,21-15: Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet; der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

Wenn wir, von heute aus gesehen, zurück ins dritte Reich schauen, in die Zeit des Nationalsozialismus, und auf die Kirche in dieser Zeit, dann hat es manchmal den Eindruck, als hätte es damals diejenigen Christen gegeben, die auf der Seite der Nazis waren und die „Deutsche Christen“ genannt werden, und auf anderen Seite die, die Hitler ablehnten, die Bekennende Kirche. Tatsächlich war die Lage sehr viel komplizierter. Zwar war die „Barmer Erklärung“, das grundlegende Dokument der Bekennenden Kirche, mit großer Einmütigkeit beschlossen werden. Aber wie mit dem nationalsozialistischen Staat umzugehen war, darüber gingen die Aussichten auseinander und die Nazis verstanden es geschickt, die unterschiedlichen Haltungen innerhalb der Kirche gegeneinander auszuspielen. Die einen sagten: Man dürfe nicht nur die verbinden, die unter das Rad gekommen sind, man müsse dem Rad in die Speichen fallen. Die anderen sagten: Es steht uns nicht zu, in die Politik einzugreifen. Wir haben uns um das Evangelium zu kümmern und Christus zu bezeugen, ganz gleich, wie die Verhältnisse sind. Dafür tragen wir Verantwortung. Wir mischen uns nicht ein, in was uns nichts angeht. Wir sind eine Minderheit, vielleicht auch ein Fremdkörper – aber wir wollen uns nicht aussondern, nicht in die innere Emigration auswandern, wir sind ein Teil des Ganzen, selbst dann, wenn es sich um ein totalitäres System, eine Diktatur handelt, weil wir nur so Christus bezeugen können.

In der DDR hatte die Kirche bewusst „Kirche im Sozialismus“ sein wollen. Sie wollte nicht sozialistische Kirche sein (genauso wenig wie nationalsozialistische Kirche vor dem Krieg), sondern Kirche an dem Ort, an dem sie sich gerade befindet, und den sie als gegebenen Ort annimmt, Kirche im Sozialismus. Damit war kein Wert-Urteil über den Sozialismus oder den Kommunismus verbunden, sondern das Bekenntnis: Wir nehmen die gegebenen Verhältnisse, in denen wir uns vorfinden an, sind der Ausgangspunkt für alle unsere Überlegungen und für alles kirchliche Handeln. Sie wollten weder gegen noch für die politischen Verhältnisse kämpfen, sondern einfach nur sagen: Das ist jetzt der Ort, an dem wir Kirche sind.

Heute haben wir eine völlig andere Situation. Staat und Kirche erkennen sich gegenseitig an, sie kooperieren miteinander, die Bundesrepublik wäre eine andere ohne die Kirchen und die Kirchen wären andere ohne den demokratisch verfassten Staat. Staat und Kirchen brauchen einander. Und dennoch: Irgendwie sind die Christinnen und Christen eine Minderheit im Gesamtgefüge der Gesellschaft. Wir haben nicht mit Repressionen oder Diskriminierung seitens des Staates oder der Öffentlichkeit zu kämpfen, wir haben alle denkbare Freiheit im wünschenswerten Ausmaß – wir haben eher zu kämpfen mit dem Desinteresse und der Gleichgültigkeit der Mehrheit. Wir sind so etwas wie Fremde oder Fremdlinge in der eigenen Heimat. Wir sind nicht Mainstream. Dadurch sind wir veranlasst zu fragen: Wer sind wir innerhalb unserer Umwelt? Wer sind wir innerhalb unserer Gesellschaft? Sind wir ein Teil von ihr, notgedrungen, zwangsläufig, oder wollen wir das auch bewusst sein?

Jesus hat gesagt: Gebt Gott, was ihm gehört – und dem Kaiser, was ihm zusteht. Und er sagt in der Bergpredigt: Ihr seid das Salz der Erde. Genau das ist das Thema des ersten Petrusbriefes. Er ist gerichtet „an die auserwählten Fremdlinge, die in der Zerstreuung leben“. Es geht um die Frage: Wer sind wir eigentlich, als über das Land zerstreute Minderheit in diesem riesigen, selbstbewussten römischen Reich auf der Höhe seine Macht mit ausgeprägten staatlichen, kulturellen und religiösen Strukturen? Wer sind wir, die wir immer wieder Repressionen ausgesetzt sind? Wer sind wir, die wir ständig Gehässigkeiten ausgeliefert sind und angepöbelt werden? Und wie gehen wir damit um? Wie sollen wir uns verhalten, wie sollen wir leben, wie treten wir in der Öffentlichkeit in Erscheinung? Das sind die Fragen, die die Christen in Kleinasien umtreiben und auf diese Fragen geht der erste Petrusbrief ein (der nicht von Petrus selbst geschrieben wurde, sondern gewissermaßen in Berufung auf ihn).

Und die Antwort auf diese Frage ist überraschend selbstbewusst. „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk zum Eigentum, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat aus der Finsternis in sein wunderbares Licht“. So etwas kann man nur Menschen schreiben, die sei genau wissen wer sie sind. Die Zeitgenossen, die ihnen begegnen, spüren: Die sind sich ihrer Sache sicher. Die strahlen aus, wie sie in sich ruhen. Die sind ihres Glaubens absolut gewiss. Die müssen sich nicht für was auch immer entschuldigen oder rechtfertigen. Die wissen, was dran ist. Das ist genau das, was die Christen dieser Zeit ausstrahlen und womit sie die Menschen beeindruckt haben. Womit sie entweder ihr Interesse oder ihren Widerwillen hervorgerufen haben, wie es bei Jesus nicht anders war.

Und diese Haltung kommt aus dem Gefühl: Wir sind auserwählt. Wir sind Könige und Priester. Wir sind das Volk des Eigentums. Wir sind die Vorhut Gottes, nicht aus eigenem Entschluss, nicht aus eigener Vollmacht, sondern weil wir durch Christus selbst dazu erwählt und berufen sind, was durch unsere Taufe ausdrücklich bekräftigt worden ist.

Das könnte zur Überheblichkeit verleiten. Das ist die Sorge des ersten Petrusbriefes, dass das nicht passiert. Denn dann würden wir denen, die uns übelwollen, die nötigen Argumente gegen uns liefern. Wir würden Anstoß erregen – und das wäre denen sehr willkommen! Deswegen kommt jetzt alles darauf an, dass wir in jeder Hinsicht Vorbild sind und so leben, dass andere sich daran ein Beispiel nehmen werden können. Das gilt im Blick auf den Staat: „Seid untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, es sei dem König als dem Obersten oder den Statthaltern (…) Denn das ist der Wille Gottes, dass ihr durch Tun des Guten den unwissenden und törichten Menschen das Maul stopft als Freie und nicht als hättet ihr die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit, sondern als Knechte Gottes.“ Das gilt im Blick auf die gesellschaftliche Ordnung: „Ihr Sklaven, ordnet euch in aller Furcht den Herren unter, nicht allein den gütigen und freundlichen, sondern auch den wunderlichen.“ Das gilt für den Umgang in der Gemeinde miteinander: „Seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, auf dass ihr Segen erbt.“ Das ist schon sehr konservativ im Blick auf politische und gesellschaftliche Verhältnisse und zu anderen Zeiten ist da auch – und mit gutem Grund – schon anderes gesagt und geraten worden. Worum es hier geht, und dass ist auch für uns von Bedeutung: Wir sind anders als die anderen. Deswegen schämen wir uns nicht, im Gegenteil: Wir sind stolz drauf! Weder verstecken wir uns damit noch setzen wir uns damit in Szene. Weder ducken wir uns verschämt damit noch posieren wir damit. Wir sind, was wir sind und wollen das auch sein – mehr nicht, und auch nicht weniger!

Ja, wir sind Fremdlinge in unsere Zeit. Aber was ist das eigentlich, was uns zu Fremdlingen macht, zu Ausländern gewissermaßen in der eigenen Heimat. Auch das wird im ersten Petrusbrief klar markiert und das ist der Inhalt des heutigen Predigttextes: „Ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet; der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

Uns unterscheidet von allen anderen, dass er, der von keiner Sünde wusste, unsere Sünden selbst hinaufgetragen hat auf das Holz (das Kreuz). Das ist die befreiende Botschaft. Er starb am Kreuz nicht, weil er Sünder war, sondern weil wir Sünder sind. Sein Kreuz ist unsere Befreiung, unsere Freiheit unser – und zwar endgültige – Rettung, für immer, und auch unser eigener Tod wird daran nichts mehr ändern können. Jetzt sind wir frei (der Sünde abgestorben, wie das hier ausgedrückt wird), wir brauchen uns um uns selbst nicht mehr zu kümmern und zu sorgen. Jetzt sind wir frei, um der Gerechtigkeit zu leben und durch unser Leben zu Zeugen der Gnade zu werden, der endgültigen Begnadigung. Jetzt sind wir frei, unser Leben so zu führen und zu gestalten, dass es die Anwesenheit Gottes mitten unter uns Menschen ausstrahlt – und zwar einfach dadurch, dass wir uns Leben, auch mit Blick auf unseren Staat, unsere Gesellschaft, unsere Familie und unsere Gemeinde bewusst, beständig, stetig und Gott gefällig leben. Mehr braucht es eigentlich nicht. Das ist jedenfalls die Sicht, wie sie im ersten Petrusbrief entfaltet wird.

26.04.2020 Stephan Sticherling

 

 

Hausgottesdienst von unserer Prädikantin Monika Ruhnau

Als Download:

Impuls für den Sonntag 26.04.2020

Der Friede Gottes sei mit Euch allen – Der Friede sei mit Dir

Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden

Guten Morgen, liebe Geschwister! Ich grüße Euch mit Versen aus Psalm 33 (denn hier versteckt sich der Name des Sonntags): Die Erde ist voll der Güte des Herrn – Misericordias Domini – Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist. Dazu heißt es im Wochenspruch aus dem Johannesevangelium:

Jesus Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Was braucht es mehr an Zusage, um für die Woche gerüstet zu sein. So lasst uns feiern Im Namen Gottes: des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue hält ewiglich und der nicht loslässt das Werk seiner Hände.

Morgengruß Lied 316 Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, meine geliebete Seele, das ist mein Begehren. Kommet zuhauf, Psalter und Harfe wacht auf, lasset den Lobgesang hören.

Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, der dich erhält, wie es dir selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?

Gebet

Gütiger Vater,

wir vertrauen dir an, was uns in der letzten Woche belastet hat.

Bei dir ist Raum und Zeit, Verstehen und Geduld.

Wir bitten dich, höre uns zu in der Stille…

Gütiger Vater, wir danken dir, dass du uns zugehört hast.

Lass uns im Gebet füreinander da sein.

Wir bitten dich für die Menschen, die ihren Dienst für die Gemeinschaft leisten:

In Laboren, in Krankenhäusern, in Lebensmittelläden, in der Politik…

Schenke ihnen Kraft für ihr Tun und Mut für ihre Entscheidungen.

Wir bitten dich für die Kranken:

Steh ihnen bei durch Menschen, die versuchen, ihr Leid zu lindern.

Nimm sie in Liebe an, wenn alles Menschentun nicht mehr helfen kann.

Gütiger Vater, du bist Halt unseres Lebens in Angst.

Lass uns deine Spuren finden und ihnen folgen,

Schenke uns Kraft, Ausdauer und ein leichtes Herz, auf das wir unser Tagwerk fröhlich begehen können für dich und deine Sache in der Welt. Gemeinsam an vielen Orten schließen wir unser Gebet:

Vater Unser

Geleit für die Woche Lied 421 Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott alleine.

Herr, wir bitten dich: Segne uns. Halte deine schützenden Hände über uns und gib uns deinen Frieden. Amen

Der Predigttext steht im 1. Petrusbrief, Kapitel 2, die Verse 21b-25

Ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet; der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben.

Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

Welch ideales Christusbild wird hier entworfen! Kann das noch menschlich sein? Ist damit der gleiche Mann gemeint, der im Tempel mit den Händlern mal kurzen Prozess gemacht hat?! Wieviel Osterglauben liegt in dieser Beschreibung, rund 80 Jahre nach den Geschehnissen. Es hatte alles seinen tiefen Sinn, denn nun sind wir heil geworden. Alles, was uns von Gott trennt, haftet nun am Kreuz. Nichts lastet mehr auf unseren Seelen. Liebe Geschwister, das gilt auch für uns, jeden Tag aufs Neu.

Doch wieviel Anspruch für die Nachfolge: Ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; damit wir der Gerechtigkeit leben. Ist das zu schaffen? Gottes großer Gerechtigkeitsentwurf – hinken wir den Spuren nicht immer hinterher?! Hat Jesus nicht zu große Spuren hinterlassen? Oder kann das mit den Spuren auch ganz anders gemeint sein…

Eines Nachts hatte ich einen Traum: Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn. Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben. Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine eigene und die meines Herrn. Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück.

Ich erschrak, als ich entdeckte, dass an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens. Besorgt fragte ich den Herrn: „Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist.  Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?“

Da antwortete er: „Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.“

Spuren im Sand von Margaret Fishback Powers 1964.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Ewigkeit.

Amen  

24.04.2020 Monika Ruhnau

Wort der Zuversicht – Wenn Pläne scheitern

Was tun, wenn Pläne scheitern. Veranstaltungen, Konzerte, Reisen, Gemeindefeste werden abgesagt oder verschoben. Auch private Feiern, auf die man sich gefreut hat: Runde Geburtstage, Konfirmation, Hochzeit, Taufen.

Was macht das mit uns? Manche einer fragt: „Will Gott uns damit etwas sagen? Oder hat Gott mit uns andere Pläne?“ Wie gehen wir also damit um? Möglichkeiten:

1.Wir tun, als wäre nichts geschehen: wir machen „business as usual“ und gestehen uns nicht ein, dass es verdammt weh tut. Wir beißen die Zähne zusammen. Keine gute Idee.

2.Wir kündigen innerlich. Wir geben uns der Sache nicht mehr so hingebungsvoll hin wie davor. Hat doch so wieso keinen Zweck, sich für etwas zu engagieren. Ich mag nicht noch mal enttäuscht werden.

Oder: 3. Wir trauern, wir klagen, wir sagen: ja das tut uns auch weh. Wir erzählen ihm auch unsere Enttäuschungen, Und wir fragen zugleich, wie es weitergehen soll. Vielleicht müssen auch Notlösungen her, die auf einmal zu guten Zwischenlösungen werden. Klar vermissen wir die Gemeinschaft in den Kirchen. Doch die OnlineGottesdienste werden jetzt von vielen geschaut, die sonst gar nicht so oft in die Kirche kamen. Die Solidarität untereinander wurde gestärkt. Man achtet aufeinander.

Zurzeit sind für uns in der Gemeindeleitung nur kurzfristige und vorläufige Planungen möglich, aber wir versprechen Gott, bei ihm und dem Auftrag zu bleiben. Wir bitten ihn um neue Kraft, neue Freude, neue Weisung, und neue Leidenschaft.

„Wenn Gott eine Tür Schließt, dann öffnet er eine andere!“ So heißt eine Lebensweisheit. Diese Erfahrung machten u.a. Paulus und sein Team, kann man in der Apostelgeschichte 16 nachlesen. Sie hatte ihre Missionsreise ganz anders geplant. Doch Gott hatte was andres vor. Schließlich hörte Paulus im Traum den Ruf aus Troas: Komm, rüber und hilf uns. Und damit begann die Mission in Europa.

Gott schenke und allen das Vertrauen: er findet auch neue Wege für uns, ob in der Gemeinde, in der Gesellschaft oder auch im ganz privaten Bereich. Er kann auch aus gescheiterten Plänen was Gutes machen. Aber wir müssen Gott nichts vormachen. Wir dürfen ehrlich bleiben, ohne fromme Maske, verwundet, traurig, ein bisschen müde, ein bisschen neugierig, erwartungsvoll, wir strecken uns aus, wir harren, wir hoffen. Wir sind gespannt, was Gott mit uns vorhat.

Ihr Thomas Schorsch

Jeder Sonntag ein kleines Osterfest / Wort der Zuversicht 21.04.2020

Wenn ich jetzt – eine gute Woche nach Ostern – jemandem „Frohe Ostern“ wünsche, ernte ich erstaunte bis verständnislose Blicke. Aber wir befinden uns mitten im Osterfestkreis, der sogar noch bis Pfingsten reicht.

Im Grunde ist sogar jeder Sonntag ein kleines Osterfest! Jesus ist am Tag nach dem jüdischen Sabbat auferstanden, also am ersten Tag der neuen Woche – für uns ist das der Sonntag, der zum wöchentlichen Feiertag wurde.

Unsere Osterkerzen brennen jeden Sonntag, wenn wir Gottesdienst feiern, auch sie erinnern uns an die Freude über die Auferstehung Jesu.

Mit seiner Auferstehung hat Jesus alle Grenzen gesprengt. Er hat den Tod besiegt, der hat nun keine Macht mehr! Er ist damit stärker als alles, was uns Angst machen kann.

Hab keine Angst! – sagt der Auferstandene am Ostermorgen den Frauen, die den toten Jesus im Grab suchen. Aber es begegnet ihnen der Auferstandene!

Hab keine Angst! – das sagt Jesus auch mir. Vertrau dich mir an, dann findest du mehr, als du dir je vorstellen kannst.

Das ist Ostern – den lebendigen Jesus entdecken und finden. Den, der Leben schenkt und Leben verändern kann.

Und das gilt doch nicht nur zwei Tage am Ostersonntag und –montag, sondern das ganze Jahr hindurch. Dass ich selbst in der Kraft des Auferstandenen neu aufbrechen und vieles bei mir neu beginnen kann, darauf darf ich immer vertrauen.

Ich persönlich mag das folgende Lied (Text Eugen Eckert), bei dem ich an die Kraft der Auferstehung denken muss. Ich darf Jesus darum bitten, mein Leben im Licht seiner Auferstehung zu verändern und zu erhellen:

  1. Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich. Wandle sie in Weite, Herr, erbarme dich.
  1. Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt bringe ich vor dich. Wandle sie in Stärke, Herr, erbarme dich. 
  1. Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit bringe ich vor dich. Wandle sie in Wärme, Herr, erbarme dich.  
  1. Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit bringe ich vor dich.Wandle sie in Heimat, Herr, erbarme dich.

Gott sei Dank, Ostern sei Dank – Jesus hat die Kraft, mein Leben schon hier und jetzt zu verwandeln. Bei ihm kommt meine Suche und Sehnsucht nach Weite, Stärke, Wärme und Heimat – also nach wirklich lebendigem und wertvollem Leben ans Ziel.

Das ist meine Zuversicht, dass ich zu Jesus, dem auferstanden Herrn aufsehen darf. Daran lasse ich mich gerne jeden Sonntag erinnern – und viel lieber noch im Alltag, wo ich Jesu Kraft brauche.

Die wünsche ich Euch und Ihnen auch von Herzen – Bärbel Albers

Wort der Zuversicht zu Psalm 91

Psalm 91:
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, 2 der spricht zu dem HERRN: / Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. 3 Denn er errettet dich vom Strick des Jägers und von der verderblichen Pest. 4 Er wird dich mit seinen Fittichen decken, / und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, 5 dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor dem Pfeil, der des Tages fliegt, 6 vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt. 7 Wenn auch tausend fallen zu deiner Seite / und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen. 8 Ja, du wirst es mit eigenen Augen sehen und schauen, wie den Frevlern vergolten wird. 9 Denn der HERR ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. 10 Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird sich deinem Hause nahen. 11 Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, 12 dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. 13 Über Löwen und Ottern wirst du gehen und junge Löwen und Drachen niedertreten. 14 »Er liebt mich, darum will ich ihn erretten; er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen. 15 Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören; / ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen. 16 Ich will ihn sättigen mit langem Leben und will ihm zeigen mein Heil.«

Der Psalm 91 zeigt uns, wie Menschen in biblischen Zeiten mit Epidemien und Seuchen umgegangen sind, die sich unkontrolliert ausbreiten und denen man machtlos ausgeliefert ist. Er beginnt mit den Worten: Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. – Woher nimmt der Beter diese Zuversicht angesichts der Seuche, die Tausende dahinrafft (V.7) und vor der weder das Dunkel der Nacht noch das Licht des Tages Schutz bieten (V.6).

1) Der Beter macht sich die Größe Gottes bewusst: Gott ist der Höchste und der Allmächtige (V.1). Gott weiß um die Lage und hat sie unter Kontrolle. Diese Gewissheit ist stärker als die Angst (V.5).

2) Für den Beter ist Gott persönlich nah: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. (V.2) Gleich drei Mal steht hier das Wörtchen „mein“! Gott ist nicht nur der Allmächtige und Schöpfer des Universums, sondern – christlich gesprochen – auch der Vater, der „Abba“. An ihn kann ich mich wenden. Er hört mein Gebet und kümmert sich um mich (V.15; vgl. Matthäus 6,25-34).

3) Der Beter erfährt, wie Gott ihn im Leiden bewahrt und hindurchträgt (V.7-16). Gott sichert ihm zu: „Ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen.“ (V.15) So gewinnt der Beter das Vertrauen: Ich bin nicht einem Virus ausgeliefert, sondern mein Leben liegt in den Händen des allmächtigen Gottes. Auf ein Missverständnis muss allerdings
hingewiesen werden: Als der Teufel Jesus auf die Probe stellt, zitiert er diesen Psalm (Matthäus 4,6). Jesus erwidert: Wiederum steht auch geschrieben (5. Mose 6,16): Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen. Man hüte sich also davor, den Psalm manipulativ triumphalistisch zu missbrauchen. So leben wir in der Spannung – im Glauben, nicht im Schauen – und müssen manchmal auch gegen den Augenschein glauben, wie es ein anderer Beter in Worte fasst (Psalm 73,23-26): Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.

(mit freundlichen Genehmigung von Thomas Drumm – Leiter der Akademiker-SMD)

Predigt von Pfarrer Stephan Sticherling für den 19.04.2020

Wie immer zuerst der Download:

Predigt Quasimodogeniti 200419 Jes 40 26

Predigt Quasimodogeniti, 19. April 2020, Predigttext: Jesaja

Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. 27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«? 28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. 29 Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. 30 Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; 31 aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Sie hätten sich nicht das Leben genommen. Sie wären nicht in blanker Verzweiflung geendet. Sie wären am Leben geblieben und hätten ihr Leben gelebt. Eine Wunde, eine tiefe innere Verletzung, ein Schatten auf ihrer Seele wäre geblieben. Ihre inneren Wunden wären irgendwann verheilt, aber sie hätten Narben hinterlassen. Und an Narben darf man bekanntlich nicht rühren. Sie könnten sonst aufbrechen.

Die Rede ist von den Frauen, von Petrus und den anderen. Wäre er ihnen, wäre der Auferstandene ihnen nicht begegnet, dann wäre es so gekommen. Sie wären dann zu Menschen geworden, die uns aus unserer Zeit sehr geläufig sind, weil sie uns oft begegnen. Menschen, die sich in ihrem Leben, so, wie es nun einmal ist und wie es sich nun einmal nicht ändern lässt, eingerichtet haben und in Ruhe gelassen werden sollen. Die nicht den Fehler machen (wie sie meinen) noch irgendetwas von wem oder von was auch immer erwarten. Die man durch nichts mehr beeindrucken kann. Die in aller Stille resigniert und sich abgefunden haben, wie eine Fußballmannschaft, die hoffnungslos im Rückstand ist, aber es sind noch ein paar Minuten zu spielen bis zum Schlusspfiff.

Und genau das war auch die Stimmungslage, wie sie unter jenen Menschen herrschte, die von den babylonischen Siegern am Rande ihrer großen Hauptstadt angesiedelt worden sind. Rein äußerlich ging es ihnen ja gar nicht so schlecht. Sie wurden von den Babyloniern durch aus fair behandelt. Sie wurden ins babylonische Wirtschaftsleben integriert, sie konnten aber in ihrer eigenen Siedlung unter sich bleiben und ihre eigene Sprache, Religion und Kultur leben. Nach außen hin war das schon o. k. so.

Aber wie es tief drinnen aussah in innen, danach sollte man sie besser nicht fragen. Sie waren verletzt, verunsichert, resigniert, verbittert, desillusioniert. Sie hatten ihren Glauben verloren. Sie hatten viel gemeinsam mit den Jüngern Jesu vor ihrer Begegnung mit dem Auferstandenen und mit den Menschen aus unserer Zeit, von denen ich eben erzählt habe. Vor allem eines haben diese Menschen gemeinsamen:

Sie können sich auch ein Leben ohne Gott vorstellen. Sie können gut und gerne auf ihn verzichten. Sie sind auch ohne ihn in der Lage, ein sinnvolles Leben zu führen.

Sie müssen sich klarmachen: Wenn sie solchen Menschen begegnen, und wir alle kennen sie aus unserem Umfeld, sie sind unsere Kollegen, Nachbarn, Freunde und gehören auch zu unseren Familien – wenn sie solchen Menschen begegnen, die von sich sagen, dass sie Gott nicht brauchen, auf ihn nicht angewiesen sind, dass sie auch ohne ihn bestens klar kommen, dass sie ihn nicht vermissen, – dann sagen die zweifellos nicht die Unwahrheit. Aber sie sagen es nicht, weil ihnen irgendeine philosophische Einsicht geschenkt worden ist. Nicht, weil sie überlegen dadrüber stehen. Nicht weil ihnen ein Licht aufgegangen ist. Nicht weil sie den Durchblick haben.

Sie sagen es – und das ist jetzt wirklich wichtig – sie sagen es, weil sie enttäuscht sind. Vom Leben, von Gott, von sich selbst oder von wem auch immer. Und sie sagen es, weil sie nicht noch einmal enttäuscht werden wollen. Wer einmal enttäuscht worden ist, der heute das tiefe Bedürfnis, nicht noch einmal enttäuscht zu werden.

Das erklärt auch, warum der zweite Jesaja auf solchen Widerstand gestoßen ist. Obwohl er nichts anderes wollte als trösten, ermutigen, ermuntern, begeistern. Obwohl er nichts anderes wollte, als den Leuten zu sagen, dass Gott noch da war. Oder wieder da war. „Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.“

Lass uns damit in Ruhe, werden sie gesagt haben. Wir können das nicht mehr hören. Wir haben die Schnauze voll von sowas. Wir wollen nicht noch mal enttäuscht werden. Wir sind gebrannte Kinder. „Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«?“ Das fragt er sie. Er hat offenbar alle Mühe, seine Landsleute aus der Verbitterung, aus der tiefsitzenden Enttäuschung raus zu holen. Er redet auf sie ein. Er lässt sich nicht davon abhalten, es immer und immer wieder zu versuchen, sie zu überzeugen: „Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.“ Die Propheten hatten damals doch auch recht, als sie den Untergang Jerusalems verkündeten. Das habt ihr doch gesehen. Und jetzt reden die Propheten wieder. Wenn ihr ihnen damals nicht geglaubt habt, so glaubt ihnen doch jetzt! „Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“

Es ist eine Menge, was er von ihnen verlangt. Die auf den Herrn harren. Nach allem was gewesen ist, ist das eigentlich zu viel. Ich kann das so gut verstehen, weil es mir auch manchmal zu viel ist. Auch mir, der ich doch vom Glauben reden soll, also vom „auf den Herrn harren“, auch mir ist es manchmal zu viel. Auch ich möchte gerne mal nicht um meine Enttäuschungen und Verletzungen drumherum reden. Auch ich weiß doch, wie das ist, wenn einen der Glaube nicht mehr hält. Wenn er einen Sprung hat oder dann nur noch Scherben übrigbleiben. Geben wir doch zu, dass wir unsere Zeitgenossen so gut verstehen, weil ein bisschen davon auch in uns steckt: Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber. Der Prophet wird das gewusst und gespürt haben. Aber er lässt sich nicht beirren, auch nicht durch die Wut, die ihm entgegenschlägt.

Heute wissen wir, dass die Worte der Propheten, vor, während und auch nach dem babylonischen Exil, eine entscheidende, ja eine Schlüsselrolle gespielt haben. Ohne sie wäre der biblische Glaube am Ende gewesen. Und dass der zweite Jesaja gehört worden ist, vielleicht nicht von allen, aber von Etlichen, darauf weist hin, dass seine Worte überliefert worden sind. Sie sind den Worten Jesajas angefügt worden, aus dessen Schule er gewissermaßen kommt und deswegen finden wir sie heute auch im Buch des Propheten Jesaja, obwohl er anderthalb Jahrhundert später als er gelebt hat. Und später ist seine Botschaft durch die Worte weiterer Propheten ergänzt worden. Und dann sind ja auch viele wirklich zurückgegangen in die Heimat. Und in Babylon selbst ist eine blühende jüdische Gemeinde entstanden, die für viele Jahrhunderte das Zentrum des Judentums gewesen ist. Der „babylonische Talmud“ ist der wichtigere und weitaus bedeutendere und auch umfangreichere als der der Jerusalemer Talmud. Und für gerade für die frühen Christen ist die Botschaft des zweiten Jesaja oder Deuterojesaja ausgesprochen wichtig gewesen, um Jesus, seine Geschichte und seine Bedeutung zu verstehen.

Und wir hören und lesen seine Worte als Menschen, die mitten unter Menschen leben, die schlicht und einfach zu müde sind, auf den Herrn zu harren – und wie sind es doch selbst auch zuweilen. Aber wissen auch, wie sehr alles, wirklich alles eben davon abhängt. Dass es Menschen gibt, die sich aufraffen, um genau das zu tun, auf den Herrn zu harren. Wir wissen inzwischen, dass wir Menschen mit der Verwaltung und Bewahrung von Gottes Schöpfung vollkommen überfordert sind. Wir müssen eingestehen, dass uns zuweilen der Glaube an Gott abhanden kommt – aber der Glaube an den Menschen ist uns doch schon längst abhanden gekommen. Welche anderen Möglichkeiten haben wir denn, als auf den Herrn zu harren? Oder sollen wir uns zynisch unserem Schicksal ergeben, weil doch eh nichts mehr retten ist? Wer, wenn nicht wir, solls denn tun, soll sich darauf einlassen und das Wagnis eingehen, auf den Herren zu harren. Wir tun das doch stellvertretend für all die anderen, die sich damit überfordert fühlen. Aber auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden – das geht eben nur, wenn wir auf den Herrn harren.

18.04.2020 Stephan Sticherling

Der neue Hausgottesdienst für Sonntag von unserer Prädikantin Monika Ruhnau

Hier zunächst als Download:

Impuls für Sonntag 19.04.20

Der Friede Gottes sei mit Euch allen – Der Friede sei mit Dir

Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden

Guten Morgen, liebe Geschwister! Quasimodogeniti, was für ein Name! Ein Wort aus dem

  1. Petrusbrief stand Pate: Wie die neugeborenen Kinder nach Milch, so seid begierig nach dem unverfälschten Wort Gottes. Bei mir werden Erinnerungen wach, als meine neugeborenen Söhne nach der Milch gierten, um dann satt an der Mutterbrust einzuschlafen…Was braucht es mehr zum Leben…

So lasst uns feiern

Im Namen Gottes: des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue hält ewiglich und der nicht loslässt das Werk seiner Hände.

Morgengruß Lied 560 O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit, da Jesus lebt ohn alles Leid! Er ist erstanden von dem Tod, wir sind erlöst aus aller Not! O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit!

Gebet

Gütiger Vater,

so vieles auf der Welt gerät in den Hintergrund.

Wir kreisen um unsere Befindlichkeiten, der Virus frisst alles auf.

Wir bitten dich inständig, hab du deine Schöpfung im Blick:

Kümmere du dich, da, wo wir vergessen.

Stärke du, da, wo wir übersehen.

Gib du Kraft, da, wo wir keine geben können.

Lass uns im Gebet füreinander da sein.

Wir bitten dich für die Menschen, die ihren Dienst für die Gemeinschaft leisten:

In Laboren, in Krankenhäusern, in Lebensmittelläden, in der Politik…

Schenke ihnen Kraft für ihr Tun und Mut für ihre Entscheidungen.

Wir bitten dich für die Kranken:

Steh ihnen bei durch Menschen, die versuchen, ihr Leid zu lindern.

Nimm sie in Liebe an, wenn alles Menschentun nicht mehr helfen kann.

Gütiger Vater, du bist Halt unseres Lebens in Angst.

Lass uns die Osterfreude noch nicht vergessen.

Vieles liegt uns noch auf dem Herzen. Wir legen es in die Worte, die dein Sohn uns lehrte:

Vater Unser

Geleit für die Woche Lied 421 Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott alleine.

Herr, wir bitten dich:

Segne uns. Halte deine schützenden Hände über uns und gib uns deinen Frieden. Amen

Der Predigttext steht bei Jesaja, Kapitel 40, die Verse 26-31

Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen?

Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst:

Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber?

Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Liebe Geschwister, es gibt Worte, da braucht es keiner langen Erklärungen, die trösten einfach und geben Kraft. Ich finde, dieses Jesajawort gehört dazu. Es richtet sich an die Verschleppten des Volkes Israel in Babylon. Sie haben deprimiert abgeschlossen mit ihrer Situation; die Kinder, die in der Gefangenschaft geboren sind, werden wohl nie in den Flüssen von Milch und Honig in Israel baden können. Da schwingt sich Jesaja auf, fest auf Gott vertrauend, sie aus Kummer und Trübsal herauszuholen. Wie er den Blick weglenkt von der Ausweglosigkeit um sie herum – hinauf zu der Weite des Firmaments: Schaut hinauf, wollt ihr etwa die Größe eures Gottes weiterhin kleinreden.

Der, der die Enden der Welt zusammenhält, wird auch für euch einen Weg finden.

Wie ein Lauffeuer – Weißt du nicht… Hast du nicht… soll es unter euch wieder gewispert, getuschelt, herausposaunt werden: Der Herr gibt Kraft und Stärke. Harret, haltet aus, gottergeben, in des Wortes bester Bedeutung.

Ja, das tut gut zu hören. Erst recht in dem ganzen Gewisper, Getuschel und Herausposaunen in Coronatagen. Jeden Tag eine Flut von Informationen, besonders von denen, die kein Mensch braucht. Wir werden ganz wirr im Kopf, ermatten, dabei brauchen wir unser Durchhaltevermögen doch noch ein Weilchen. Corona verengt unsere Sicht auf das Leben. Wie die Israeliten lassen wir uns gefangen nehmen von der Krise. Was ist mit den Dingen, die auch noch wichtig sind: Kein Regen!!

Warum nur fünfzig Flüchtlingskinder aus Lesbos? Es bleibt wichtig, Herz und Verstand frei zu bekommen von der Übermacht des tagtäglichen Bildes eines kleinen, runden Stachelkaktus. Gott will uns dabei helfen, uns nicht vereinnahmen lassen. Darum: Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen?

Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge und Mädchen werden müde und matt, und Männer und Frauen straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Ewigkeit.

Amen  

17.04.2020 Monika Ruhnau