Mein Konfirmationsspruch, Predigt von Pfarrerin Sabine Büker-Benedens am 29.07.2018

Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.   AMEN

Liebe Schwestern und Brüder!

Bei der Vorbereitung auf heute, dem Nachdenken über meinen Konfirmationsspruch war die folgende Szene sofort wieder da:

Ich liege auf einer Decke in einer Kirche. Ich liege auf dem Bauch und über mich wird eine Decke nach der anderen gelegt. Die Last wird schwerer, die Luft stickiger – und ich soll meinen ausgewählten Bibelvers in den Raum brüllen. Deutlich und hörbar durch alle Decken hindurch. Nach jedem Mal eine weitere Decke, und langsam fühle ich eine gewisse Platzangst – der Panikpegel steigt. Ich rufe meinen Spruch immer verzweifelter in die Kirche. Jetzt kann ich nicht mehr, gebe das verabredete Signal und die Decken werden eine nach der anderen schnell entfernt. Ich bin frei, darf aufstehen – und sage meinen Spruch noch einmal „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten.“

Ich spüre Erleichterung, Freiheit, innere Ruhe, Jubel – meine Haltung, der Klang meiner Stimme… alles drückt die Gewissheit dieses Verses, meines Konfirmationsspruches aus. Gottes Licht, sein Heil durchdringt mich – warum also Angst haben? Die Panik unter den vielen Decken ist jetzt nicht mehr, als eine langsam verblassende Erinnerung.

Wie tief dieser Vers wirkt, das konnte auch ich mir am Tage meiner Konfirmation am 20.März 1977 bei weitem nicht vorstellen. Einen Zugang zum Glauben hatte ich, war schon seit fast einem halben Jahr Mitarbeiterin im Kindergottesdienst und hatte, zusammen mit anderen Konfirmandinnen und Konfirmanden Gottesdienstes mitgestaltet. Auch wir sollten mündig werden, waren begeistert von Pfr. Puls, der direkt aus einer EKD – Auslandspfarrstelle in Afrika nach Heiligenhaus kam und uns praktisch nichts auswendig lernen, aber umso mehr diskutieren ließ (unter anderem darüber, ob Jesus denn nun Gottes Sohn ist oder nicht – das Ergebnis dieser Diskussion erinnere ich leider nicht mehr). Doch in einem war er eher konservativ: die Konfirmationssprüche hat er ausgesucht.

Und heute, nach 41 Jahren habe ich das Gefühl: Herr Puls hat mich wohl recht gut

gekannt. Als Kind und Jugendliche war ich ein ziemlich introvertierter Mensch, im Umgang mit anderen unsicher. Ich hätte mir eher die Zunge abgebissen, als auf andere von mir aus zuzugehen.

Gedanken habe ich mir über meinen Konfirmationsspruch lange nicht gemacht. Und wirklich gewusst habe ich ihr auch nicht. Wann genau es dann aber so war, dass ich ihn wenigstens hersagen konnte, kann ich gar nicht sagen. Ja, ich glaube so richtig „klick“ gemacht hat es bei mir durch dieses Erlebnis im Vikariat. Eine Übung zur liturgischen Präsenz = Präsenz im Gottesdienst / Kirchraum. Dieses Herausschreien des Spruches in wachsender Angst – das gelöste, ja erlöste Sprechen hinterher…  seitdem lässt er mich nicht mehr los.

„Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten.“ – Worte, die dem König David zugeschrieben werden. Mit diesen und auch den darauf folgenden Sätzen beschreibt er die Situation eines Menschen der verfolgt wird, oder sich zumindest verfolgt fühlt. Er erlebt Anfeindung durch andere, sieht sich seiner Umwelt ausgeliefert – und stellt dem das Vertrauen auf Gottes Schutz entgegen. Bei Gott selbst, ja in seinem Haus, da ist Schutz, da können die Feinde ihn nicht erreichen.

Ganz konkret lässt das auch heute noch an Kirchenasyl denken. In früheren Zeiten der letzte Rückzugsort für Verfolgte – kein rechtsfreier Raum, aber ein Ort, an dem die Macht der Fürsten und Könige sich der Macht Gottes unterwerfen musste.

Heute wird das wieder viel diskutiert – im Zusammenhang mit der Hilfe für Geflüchtete; und auch heute ist es manchmal das letzte Mittel, einen Zufluchtsort zu gewähren um noch einmal alle rechtlichen Hebel in Bewegung zu setzen und Menschen zu helfen. Auch heute kein rechtsfreier Raum – Gemeinden, die mit dem Kirchenasyl arbeiten müssen sich sehr genau überlegen, was sie tun und gute Gründe dafür haben…

Verfolgung, wie im Psalm beschrieben habe ich nicht erleben müssen. Situationen, in denen ich auf Gottes Schutz angewiesen war… davon gab es schon mehrere, auch wenn ich das nicht immer gleich gefühlt habe. Den größten Knacks hat mir dabei die völlig verpatzte Examensprüfung 1989 zugefügt. Mein Mann geht ins Vikariat, ich bin mir Pauken und Trompeten durchgefallen, und das bedeutet noch 1,5 Jahre bis ich dann hoffentlich auch das Studium abgeschlossen habe. Weiter studieren, wieder Examensarbeiten schreiben, wieder Klausuren, wieder mündliche Prüfungen… eben das volle Programm. Ich brauchte viel Unterstützung, wollte alles aufgeben, mich wieder vom Examen abmelden… und doch hat da einer seine Hand über mich gehalten, mir Menschen an die Seite gestellt  – meinen Mann, Kollegen / Kolleginnen aus seinem Vikariatskurs, Studienfreunde… – die mir geholfen haben durchzuhalten. Ich habe es nicht als Gottes Licht wahrgenommen, aber es schien mir die ganze Zeit. Sein Schalom, sein Heil hat mich begleitet und mir nach und nach den Weg aus der Panik heraus gezeigt.

Wenn ich im Bild vom Anfang bleibe, war das wohl eine der dicksten Decken, die auf mir lagen und mir lange den Blick verstellten. Und es kamen noch andere dazu: die Bewerbungszeit ab Sommer 1994, die immer nur Absagen brachte (damals kamen etwa 70 – 90 Bewerbungen auf eine Pfarrstelle), die Entlassung aus dem Hilfsdienst, da ich ja keine Pfarrstelle gefunden hatte, also erst einmal arbeitslos sein… verbunden mit der Unsicherheit, wie es denn weitergeht.

Und auch in dieser Zeit, bekam ich meinen Weg gezeigt. Gottes Licht wurde zum Wegweiser – über die ersten Versuche mit der Gebärdensprache und in der Gehörlosengemeinde in Moers, über das hospitieren in der Gemeinde und dem Berufskolleg für Hörgeschädigte in Essen, bis hin zu der Ausschreibung aus dem Kirchenkreis Solingen, die mein Mann mit auf den Schreibtisch gelegt hatte (schön rot angestrichen). Natürlich erst einmal große Unsicherheit: das kann ich nicht. Konnte ich aber doch. Und hier gab es dann eine berufliche Zukunft für uns beide, und auch das Geschenk, eine Familie werden zu dürfen – und trotz immer wiederkehrendem Gefühl etwas nicht zu können, etwas nicht gut genug zu machen die Zeichen: hier bist du richtig.

Oder besser: Mach das und trau dich! Du kannst das – und wenn nicht sofort, dann kannst du es lernen. Du brauchst keine Angst zu haben.

Wie gesagt: bei der Konfirmation hätte ich mir nicht träumen lassen, wie deutlich dieses Wort, vom Pfarrer ausgewählt, immer wieder in meinem Leben sichtbar wird. Mein Konfirmationsspruch, er ist wirklich mein Spruch für’s Leben geworden: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten.“

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, er bewahrt unsere Herzen und Sinne im Glauben an Jesus Christus. AMEN

Mein Konfirmationsspruch; Predigt von Prädikantin Monika Ruhnau am 22.07.2018

Lebendiger Gott, ich bitte um deinen Heiligen Geist, der Ohren öffnet und ehrliche Worte finden lässt. Amen
Liebe Geschwister, Pfr. Schmidt, der mich 1970 am Mangenberg konfirmiert hat, war ein fortschrittlicher Mann. Statt langweiliger frontaler Katechismuslehre gab es Arbeitsblätter und immer wieder Gruppenarbeit. Für euch Konfirmanden das normalste der Welt. Damals ein Novum. Doch so konnten wir immer wieder die Aussagen der Bibel daraufhin abklopfen, ob sie für unser Leben und die Probleme in der Welt taugten. Mündig wollte er uns machen. Dass wir Wertmaßstäbe an die Hand bekommen, um unser Leben gestalten zu können. Da war es nur natürlich, dass er für uns nicht – wie damals noch üblich – Konfirmationssprüche aussuchte, sondern uns aufforderte, selbst zu entscheiden, welches Wort der Bibel wir mit auf den Lebensweg nehmen wollten. Von wegen mündig! Ich war völlig überfordert.
So vieles sprach mich an. Was nehmen? Außerdem hatte ich entgegen seiner Meinung so eine heilige Vorstellung. Den Spruch kann ich mir doch nicht selber aussuchen, der muss mir doch irgendwie schicksalshaft zufallen. In meiner Not kam ich auf folgende Idee: Ich wusste, dass die fettgedruckten Worte in der Bibel die besonders wichtigen waren. Also schloss ich die Augen und schlug die Bibel an irgendeiner Stelle auf.
Ich blickte auf die Seiten, Fehlanzeige, nichts in fett. Also noch mal. Und da sprang er mir ins Auge: Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. Jesaja 42, Vers 3. Also ab zu Pfr. Schmidt, wo mich ein langer Blick traf: Bist du dir sicher? Ja, das war ich. Der Spruch hatte schließlich mich gefunden und er hatte etwas tröstliches, dass man noch in den schwersten Zeiten von Gott gehalten ist. Ja, ich war mir sicher.
Und dann flackerte die Flamme meines Dochtes fröhlich im Wind: Mitarbeiterin in der Kinder- und Jugendarbeit, Freizeiten, Kindergottesdienst, das ganze Programm.
Doch nach 10 Jahren kam die Liebe, der Umzug nach Ketzberg, Hochzeit, Kinder, Kirche ade. Doch der Docht ging nicht aus. Ich trug die prägende Zeit im Herzen.
Und als die Konfirmationszeit unseres Ältesten anstand, war klar, das geht nur mit Gottesdienstbesuchen und Teilnahme am Gemeindeleben. Das Kind soll ja schließlich wissen, worum es geht, mündig werden! Für mich gab es da eine Überraschung:
Die Passage aus dem Jesajabuch ist Predigttext in der Epiphaniaszeit und so lief mir mein Konfirmationsspruch in schöner Regelmäßigkeit immer wieder über den Weg und fand mich erneut. Doch nicht nur das, Gott holte den Blasebalg heraus, ich fing richtig Feuer: Presbyterium, Ausschüsse, Synode, Kirchenkreisarbeit, Besuchsdienst, Ausbildung zur Prädikantin, Gottesdienste. Mir war nichts zu hoch, nichts zu weit. Aber dann tauchten vor acht Jahren ominöse Schmerzen auf, die Diagnose gestaltete sich schwierig. Und so hörte der Schmerz trotz OP nicht auf, bestimmte meinen Alltag. Das Rohr knickte ein, nichts ging mehr. Ich musste mein Engagement drastisch zurückschrauben und fühlte mich völlig nutzlos. Doch da gab es meinen Spruch.
Er hielt die Hoffnung wach und ich war gewiss: Gott verlässt dich nicht, er hält dich mit seinen schützenden Händen. Das Rohr ist geknickt, aber es wird nicht brechen.
Es wird einen Weg geben. Und es gab ihn. Viele Menschen, jeder auf seine Weise, haben mir geholfen. Und das Rohr konnte sich peu à peu aufrichten. Ein Knick wird bleiben. Denn mein Gedächtnis hat den Schmerz gelernt wie Fahrradfahren und zeigt mir das immer mal wieder. Doch dann denke ich an meinen Spruch.
Der pubertäre Zufallsgenerator hätte es nicht besser treffen können.
Und jetzt stehe ich hier als geknicktes Rohr und habe die Predigtaufgabe Jesaja 42, 3. Und was der Konfirmandin egal war, das interessiert nun die Prädikantin:
Wer ist eigentlich Jesaja? Wie ist der Zusammenhang? Und von wem ist die Rede?
Liebe Geschwister, ich erlebte eine Überraschung. Den einen Propheten Jesaja gibt es nicht. Das Buch ist kunstvoll zusammengesetzt und überwindet mehrere Jahrhunderte. Drei verschiedene Schreiber hat man entdeckt. Mein Jesaja ist der 2. und lebt mit den Israeliten in der Gefangenschaft in Babylon ungefähr 550 v. Chr. Die Zerstörung Jerusalems und die Verschleppung aus Israel ist schon solange her, dass keiner mehr realistisch an eine Rückkehr glaubt. Die Erinnerungen sind von Generation zu Generation blasser geworden. In diese Situation hinein ereilt Jesaja Gottes Ruf.
Er ist verblüfft und unsicher und fragt: Was soll ich predigen? Wir haben doch keine Hoffnung mehr! Und Gott spricht zu ihm: Tröste, tröste mein Volk. Rede freundlich mit ihnen und sage ihnen, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat. Und das tut Jesaja dann auch. 15 Kapitel sind es geworden: Das Trostbuch von der Erlösung Israels.
Mit herrlichen Bildern beschwört er die unvergleichliche Größe des Gottes Israels herauf, der die Welt erschaffen hat, der Fürsten und Richter in ihre Schranken weist, dessen Gerechtigkeit den Armen zu ihrem Recht verhilft und der den Müden Kraft
und den Unvermögenden Stärke gibt. Um dann im 42. Kapitel ganz konkret zu werden: Siehe, das ist mein Knecht, den ich halte, und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen., bis er auf Erden das Recht aufrichte.
Mein Knecht – Es scheint sich vordergründig auf eine Person zuzuspitzen.
Doch wer ist gemeint? Jesaja? Ein anderer? Liebe Geschwister, der Text schillert.
Ich wage nicht mich festzulegen. Da ist zum einen, dass sich Historie und Prophetie gegenseitig in die Karten spielen. Der Perserkönig Kyros tritt auf den Plan und man hofft auf einen Sieg über die Babylonier. Denn er scheint toleranter in Religionsfragen zu sein . Und so kommt es denn auch. Er besiegt die Babylonier und erlässt 538 v.Chr. ein Edikt, dass die Israeliten nach Jerusalem zurückkehren können.
Wie naheliegend wäre diese Deutung!
70 Jahre n.Chr. geht dem Schreiber des Matthäusevangeliums das Herz über.
Mit diesem Knecht kann nur Jesus gemeint sein. Sein göttlicher Auftrag und die Art und Weise seines Wirkens lassen nur diesen Schluss zu. Und so zitiert er Jesaja bei Jesu Taufe: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und übernimmt an einer weiteren Stelle die gesamte Passage, um zu zeigen: Durch Jesu Auftreten ist das Jesajawort erfüllt worden. Und so haben wir Christen dann jahrhundertelang die Verse des Jesajabuches auch gelesen: Als eindeutigen Hinweis auf Jesus. Doch so ist es nicht. Mit Knecht kann auch Israel selbst gemeint sein. Beim Propheten Hesekiel heißt es: Ich will meinen Geist in euch geben, dass ihr meine Rechte haltet und danach tut. Israels Wirken – ein Beispiel für Gottes Güte, Treue und Gerechtigkeit. Der Text bleibt offen in seiner Deutung. Das sollten wir immer bedenken. Unser Glaube darf ihn auf Jesus deuten. Aber ohne daraus einen Absolutheitsanspruch zu machen.
Doch nun genug gelernt. Wenn wir uns zu sehr damit beschäftigen, wie es denn nun genau gemeint ist, verpassen wir das Beste. Nämlich das, was Gott uns mit dem Jesajawort sagen möchte. Gott hat etwas vor. In der Schriftlesung hörten wir es eben: Siehe, ich mache alles neu. Einen neuen Himmel, eine neue Erde wird es geben und dann werde ich bei euch wohnen. Es klingt wie ein fabulöser Traum. Doch Gott weiß, wie er Wirklichkeit werden kann. Er wird sein Recht auf Erden aufrichten.
Das Recht, 4mal kommt es im Text vor. Etwas wichtigeres als das gibt es für Gott nicht. Leben und gelungenes Miteinander ist für ihn nicht möglich ohne Recht.
Doch was ist das: Recht? Erstmal ist es ein abstrakter Begriff. Ob es dem Wohle der Menschen dient, zeigt sich erst, wenn es mit Leben erfüllt wird. Auch ein autoritärer Staat behauptet von sich, ein Rechtwesen zu besitzen. Und dann werden Menschen einfach ohne Angaben von Gründen inhaftiert und gefoltert. Oder einfach ihres Besitzes enteignet und so ihrer Lebensgrundlage beraubt.
In Deutschland ist das Rechtssystem ganz schön ausgeklügelt. Keiner soll zu kurz kommen, jeder soll gleich behandelt werden, Strafen angemessen sein. Doch immer wieder reiben wir uns die Augen und verstehen Entscheidungen nicht, empfinden sie als ungerecht. Ganz schön schwer, es allen recht zu machen.
Wenn Gott durch Jesaja von Recht spricht, dann meint er Gerechtigkeit. Jetzt könnte man sagen, dass tun wir doch auch. Man spricht von sozialer Gerechtigkeit, von Bildungsgerechtigkeit, bei den Geschlechtern soll es gerecht zugehen und sofort.
Doch Gott setzt bei der Gerechtigkeit grundlegend anders an als wir. Er setzt an beim glimmenden Docht und beim geknickten Rohr. Gott setzt kompromisslos immer bei den Schwächsten an. Bei denen, die trotz allem Abstrampeln nicht genug zum Leben verdienen. Bei denen, deren geistige Fähigkeiten in einer leistungsorientierten Gesellschaft nie mithalten werden. Bei den Alten, die nach vollbrachter Lebensleistung nur noch zur Last fallen, bei den Kindern, deren benötigter Platz zur Entfaltung in kein Sparkorsett passt. Bei denen, die fliehen vor Hunger, Unterdrückung, Krieg und Hilfe, Schutz und Behausung suchen. Bei denen, die ausgrenzt werden, weil Herkunft, sexuelle Orientierung, Hautfarbe oder was auch immer, nicht ins Weltbild passen.
Bei Gott muss sich jeder Gesetzesparagraph, jede Verordnung, jeder Haushaltsplan an den Schwächsten orientieren. Sie gilt es zu schützen und ihnen eine Lebensgrundlage zu geben. Erst dann ist Leben und gelungenes Miteinander für Gott gewährleistet. Menschen sollen sich sicher sein können, dass ihnen nicht noch der Rest gegeben wird. Sondern sie in einem Klima leben, dass ihrem Docht die Chance gibt, zu flackern, ihrem Rohr die Möglichkeit, sich wieder aufzurichten.
Liebe Geschwister, wo ich als Konfirmandin einfach das tröstende Wort schön fand, erkenne ich nun als Prädikantin die politische Brisanz der Zeilen. Ich kenne keine Regierung der Welt, die sich traut, diesen Plan umzusetzen. Zu groß ist der Einfluss derer, denen es gut geht, die sich eingerichtet haben, die ihre Besitzstände wahren möchten. Doch wie ändern? Was braucht es für Menschen? Jesaja beschreibt einen:
Treu und beständig trägt er das Recht voraus und wird sich dafür einsetzen, nicht nur als Wahlkampfversprechen. Er wird nicht müde werden, darauf zu drängen,
bis er am Ziel ist. Er wird kein Lautsprecher sein, sondern durch Taten überzeugen.
Er verzichtet auf vordergründige, populistische Propaganda, verzichtet auf Seilschaften, aber schafft klug ein Netzwerk Gleichgesinnter. Er ist ein Kümmerer, ein Aufrichter.
Jesus war so einer. Er ging zu den Kranken, Schwachen, Ausgegrenzten und gab ihnen neue Lebensqualität. Und er steckte Menschen an, es ihm gleichzutun.
Einer! Es müsste mal einer! Doch ist das nicht zu einfach? Alles auf den einen schieben? Bin ich nicht selber mündig? Kann ich nicht selber den Mund aufmachen für die Schwachen und in Wort und Tat Gottes Gerechtigkeit durchsetzen.
Und es geschieht ja! Wie viele Menschen setzen sich ein mit Projekten und in Organisationen, um aufzufangen, wo das Recht die Menschen im Stich lässt. Wir haben davon so viele, auch in Solingen. Wir haben die Solinger Freiwilligen Agentur,
die Tafel, die Lebenshilfe, Phos, Stifte stiften, Gräfrath hilft, Bunt statt Braun,
die Arbeit der christlichen Kirchengemeinden, die Liste ist noch lange nicht fertig.
Gutmenschen sagen manche despektierlich. Ich glaube, sie brauchen diese Abgrenzung, weil deren Tun sie in ihrer eigensüchtigen Behäbigkeit ganz schön piesackt.
Lassen wir uns nicht ausreden, dass der Einsatz für Gottes Plan sich lohnt. In dem Lied, das wir gleich singen werden, heißt es: Gebrauche deine Kraft. Denn wer was Neues schafft, der lässt uns hoffen. Lässt uns hoffen auf Gottes neue Welt, in der die Gerechtigkeit vom Himmel schaut und bei uns wohnen möchte. Lässt uns hoffen, weil ein klitzekleines Bruchstückchen davon schon unter uns sichtbar und erfahrbar wird. Wenn wir so handeln, sind wir alle Knechte Gottes, Menschen in seinem Dienst, an deinen seine Seele ein Wohlgefallen hat. Die Bischöfin Margot Käsmann sagte in ihrer Abschiedspredigt: Wir brauchen Weltverbesserer. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Ewigkeit. Amen

Mein Konfirmationsspruch von Pfr. Benedens

Die nachfolgende Predigt wurde gehalten am 15.07.2018 zum Start der Sommergottesdienstreihe „Mein Konfirmationsspruch“

Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder!

Am 30. Mai 1976 wurde ich in der Christuskirche in Rheinhausen konfirmiert. Zwei Jahre Konfirmandenunterricht gingen dem voraus: das erste dreiviertel Jahr wurde von einem kurz vor der Rente stehenden Pfarrer unterrichtet: Pfarrer Stähler; eine ganz kurze Zeit am Ende des ersten Konfijahres vom damaligen Jugendleiter in der Gemeinde, Hans Jansen. Das zweite Jahr vom Pfarrer des Nachbarbezirkes, Pfr. Zieger. Im Wesentlichen bestand mein Konfirmandenunterricht aus Abhören des Gelernten: 2 Bibelsprüche, 2 Gesangbuchliedverse und in der Regel eine Frage des Heidelberger Katechismus waren das Pensum, das wir Woche für Woche zu lernen hatten. Zeit für viel mehr war da nicht, denn wir waren 28 und da ging die meiste Zeit für’s Abfragen drauf. Das ist unser Konfirmationsfoto, ich habe keine Erinnerung daran, ob es vor oder nach dem Gottesdienst aufgenommen wurde, ich glaube aber eher vorher. Und damit Ihr mir auch weiter zuhört, hier schon mal die Auflösung. In der hinteren Reihe, der 4. Von links bin ich:

Foto: privat H.Benedens

Mit modernen Rundschnitt, Riesenfliege und noch ohne Brille. Von den anderen auf dem Foto (wegen des Datenschutzes hier nicht abgebildet) weiß ich, glaube ich noch 3 Namen, habe die meisten auch seit gefühlt „ewigen Zeiten“ nicht mehr gesehen. Aber wer weiß: in 8 Jahren habe ich Goldkonfirmation, vielleicht sieht man sich da wieder.

Im Gegensatz zu vielen anderen Konfirmandengruppen in Rheinhausen durften wir uns unsere Sprüche nicht aussuchen, wir bekamen sie verpasst. Für mich hat Pfarrer Zieger Psalm 84,12 ausgesucht: „Gott der HERR, ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre, er wird kein Gutes mangeln lassen dem Frommen.“ Das hat mir damals wenig gesagt. Wenig Zugang hatte ich zu meinem Spruch. Damals im Konfirmandenunterricht habe ich zwar auswendig gelernt – da hatte ich doch Respekt vor den beiden Pfarrern. Aber was das mit mir zu tun hatte, das ist mir nicht so klar gewesen. Da ging es mir wohl wie vielen anderen Konfis – damals wie heute.

Doch bin ich zumindest in der Gemeinde geblieben und wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte an der Mitarbeiterschulung des CVJM-Kreisverbandes teilzunehmen, die über drei Jahre an jeweils 8 Wochenenden im Jahr im CVJM-Eichenkreuzheim in Tönisberg, etwa 20 Kilometer von Rheinhausen stattfand. Da die Gemeinde die Kosten dafür übernahm, habe ich gerne daran teilgenommen und bin so in die Freizeitarbeit hineingerutscht. 1977 nahm ich noch als Teilnehmer an einer Jugendfreizeit meiner Heimatgemeinde teil. Und ab 1978 bin ich dann Jahr für Jahr meistens für 3 Wochen in ein Zeltlager gefahren und habe selbst in der offenen Jugendarbeit der Gemeinde mitgearbeitet, war als Mitarbeiter bei Konfifreizeiten dabei. Und habe viele Gespräche mit Pfr. Hübner geführt, der nach meiner Konfirmation in die Gemeinde gekommen war und für die Jugendarbeit verantwortlich. Tatsächlich habe ich als 16 und 17 Jähriger regelmäßig den Gottesdienst besucht, mindestens 2x pro Monat während der Schulzeit. So kam ich dann schließlich zur Idee, selbst Theologie zu studieren und Pfarrer zu werden.

Keine Angst, ich erzähle jetzt nicht mein ganzes Leben nach, aber es war am 30. Mai 1976 höchst unwahrscheinlich, dass ich mal Pfarrer werde. Und wenn ich heute auf meinen Konfirmationsspruch schaue, dann denke ich: Mein Pfarrer damals muss prophetische Begabung gehabt werden. Denn ich habe meinen Frieden mit dem Konfirmationsspruch gemacht, glaube sogar: Er ist wie für mich geschrieben: „Gott, der HERR, ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.“ Satz für Satz werde ich ihn jetzt durchgehen:

„Gott, der HERR, ist Sonne und Schild“. Im Januar 1978 hatte ich eine sehr dunkle Zeit in meinem Leben und wollte es beenden. Heute kann ich im Rückblick darauf sagen: Als ich Gott keine Chance mehr gab, gab er mir eine neue Chance. Es war, es hätte man einen Schalter umgelegt. Aus einem kleinen, motzenden Teenager, wurde ein engagierter, manchmal etwas verpeilter jugendlicher Mitarbeiter. Ich habe in der Gemeinde meine Gruppe gefunden und bekam die Beachtung, die mir an anderen Orten außerhalb der Familie versagt war. Im Gymnasium war ich immer ein Außenseiter gewesen, das ist erst mit dem Eintritt in die Oberstufe ein bisschen besser geworden. Allerdings habe ich Religion in nach der 11. Klasse abgewählt, weil ich es nicht gut ertragen konnte, dass bestimmte Leute immer anfingen zu Lachen, noch bevor ich etwas gesagt habe und der Lehrer das nicht verhindert hat. Aber da hatte ich dann immerhin schon das Selbstbewusstsein: Ich kann auch ohne Religion in der Oberstufe evangelische Theologie studieren.

Um es mit dem Psalmvers zu sagen: Gott ist mir zur Sonne in dunkelster Zeit geworden und hat wie mit einem Schild mich behütet.

„Der HERR gibt Gnade und Ehre.“ Ja, das erfahre ich immer wieder in meinem Beruf. Dass mit meinem Amt ich einen Vertrauensvorschuss bei vielen Menschen habe. Auch wenn ich nicht der klassische Pfarr-Herr bin, spüre ich doch, wie viel an Gnade und Ehre mir spürbar entgegengebracht wird. Nur ganz selten gibt es Begegnungen, in denen Menschen mir wegen meines Amtes zu spüren geben, dass das in ihren Augen nichts Wert ist. Im Gegenteil, gerade auch jetzt, wo ich viel mit der „Mobilen Kirche“ unterwegs bin, erfahre ich viel Zuspruch und das nicht nur von Menschen, die der Kirche nahe stehen. Für mich steht dieser zweite Satz meines Konfirmationsspruches in enger Beziehung zu einem Spruch, den Christus dem Paulus gesagt hat und der mir seit Studienzeiten ganz wichtig ist: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Und das erfahre ich, auch immer wieder im Berufsleben. Gerade in solchen Situationen, wo andere sagen, wie kannst Du das nur aushalten – bei Notfalleinsätzen, bei ganz besonders schwierigen Beerdigungen, da mache ich die Erfahrung, dass mir Kraft in der Situation zuwächst, die nicht aus mir heraus wächst, die mir gnädig geschenkt wird. So komme gut ich durch viele dieser schwierigen Situationen und bekomme auch viele gute Rückmeldungen.

„Er wird kein Gutes mangeln lassen dem Frommen.“ – Dieser Satz erfährt bei mir eine Auslegung nach Tagesform. An guten Tagen stimme ich dem gerne zu, denn es fehlt mir ja nichts. Aber es gibt ja auch viele Tage, an denen das nicht so ist. Dann bekommt dieser Satz nicht die Form der Aussage, sondern die Form der Bitte: Du hast das doch versprochen, Gott: dann sieh jetzt auch zu, dass es gut wird. Dabei ist mir aber schon bewusst, dass zwischen dem, was ich gut finde und dem, was Gott gut findet, wohl manchmal Welten liegen. Und auch, dass ich Fragen an Gott habe, auf die ich hier wohl keine mich zufriedenstellende Antwort bekomme. Aber das ist wahrscheinlich auch umgekehrt so: dass Gott Fragen an mich hat, die ich wohl nicht zufriedenstellend beantworten kann. Aber das hält unsere Beziehung aus.

Lange Zeit habe ich mich gefragt, ob ich „fromm“ bin. Die Oma eines Kindergarten- und Grundschulfreunds fragte mich nach dem Abitur, ob ich auch fromm genug wäre um Pfarrer zu werden? Darauf weiß ich keine Antwort, außer dass ich ein mir ein Vertrauen bewahrt habe, dass Gott mit gnädigen und liebevollen Augen auf mein Leben sieht. Dass ich glaube, dass er mir immer wieder die Kraft gibt, mich meinem Leben in Familie und Beruf zustellen, dass ich immer zu ihm reden kann und dass ich bei ihm in guter Hut bin. Doch, das ist fromm genug, nach meiner Auffassung.

Mein Konfirmationsspruch passt für mich: „Gott, der HERR, ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen dem Frommen.“ Amen. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Sommergottesdienste mit Predigtreihe: Mein Konfirmationsspruch

Wie in den letzten Jahren gut eingeübt,
feiern wir die Sommergottesdienste gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde Gräfrath. An den ersten drei Feriensonntagen sind die Ketzberger Gastgeber, an den folgenden vier finden die Gottesdienste in der Evangelischen Kirche Gräfrath am Markt statt: jeweils um 10:30 Uhr.
Freuen dürfen Sie sich auf biografische Gottesdienste, denn die Grundlage für die Predigten sind die Konfirmationssprüche derer, die sie halten. Und es wird auch darum gehen, wie sie sich im Leben bewährt haben.
Hier eine Übersicht über die Gottesdienste:

15.07.2019    10:30 Uhr   Ev. Kirche Ketzberg, Pfarrer H. Benedens

22.07.2019   10:30 Uhr   Ev. Kirche Ketzberg, Prädikantin M. Ruhnau

29.07.2019   10:30 Uhr   Ev. Kirche Ketzberg, mit Taufe
Pfarrerin S. Büker-Benedens

05.08.2019   10:30 Uhr   Ev. Kirche Gräfrath, mit Abendmahl,
Prädikant Dr. H. Ueberholz

12.08.2019   10:30 Uhr    Ev. Kirche Gräfrath, Superintendentin Dr. I. Werner

19.08.2019   10:30 Uhr    Ev. Kirche Gräfrath, Pfarrer T. Schorsch

26.08.2019   10:30 Uhr   Ev. Kirche Gräfrath, Diakonin B. Albers

Im Anschluss an die Gottesdienste wird jeweils zu Kaffee und Gebäck eingeladen: ins Gemeindezentrum Tersteegenstraße in Ketzberg, in die ehemalige Küsterwohnung in Gräfrath.

Herzlich Willkommen!

Ketzberger Kirchen Küche

Damit nach dem Gottesdienst zu Hause nicht erst noch das Kochen angefangen werden muss, dazu gibt es die „Ketzberger Kirchen Küche“: ein Team, das abwechselnd am 1. Sonntag im Monat das Mittagessen im Gemeindezentrum kocht. So kann man entspannt den Gottesdienst in der Kirche genießen, anschließend ins Gemeindezentrum gehen und sich dort an einen gedeckten Tisch setzen und lecker und in großer Runde zu Mittag essen. Es gibt eine Voraussetzung: man muss sich bis einschließlich dem Mittwoch davor bei Heike Weck angemeldet haben (Telefon 0212 590165).

Die Auslagen des Kochteams werden auf alle Mitesser umgelegt und um einen Beitrag in Höhe von 3,00 Euro bis 5,50 Euro pro Person gebeten.

Die Termine in diesem Jahr sind:
Sonntag, 02.09.2018 (Anmelden bis einschließlich 29.08.)
Sonntag, 07.10.2018  (Anmelden bis einschließlich 03.10.)
Sonntag, 04.11.2018   (Anmelden bis einschließlich 31.10.)

Wir wünschen entspannte Gottesdienste und „guten Appetit“.

Fotos: Heike Weck: gedeckte Tische bei der Ketzberger Kirchen Küche

Gemeindekonzeption

0.  Vorwort
Mit der nun vorgelegten Gesamtkonzeption wird die im Jahr 2007 erstellte Gesamtkonzeption abgelöst. Ein Wochenende mit haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden und dem Presbyterium August 2014 hat die Grundlinien des neuen Leitbildes und der daraus folgenden Aufgaben erarbeitet, die vollständige Version wurde am 31.08.2016 vom Presbyterium verabschiedet.
Das Presbyterium wird über die Umsetzung der formulierten Ziele wachen
und darüber in Gemeindebrief, Homepage und Gemeindeversammlung
berichten.
Solingen. Im Oktober 2016

gez. Pfarrer Helmut Benedens (Vorsitzender des Presbyteriums)

1. Leitbild: Kirche auf dem Ketzberg – Wir.Leben.Aussicht(s)reich

WIR – sind eine bunte Gemeinschaft aller Menschen, die sich zur Kirchengemeinde Ketzberg zugehörig fühlen. In unserer ganzen Vielfältigkeit sind wir eine Gemeinde, in der jede und jeder eingeladen ist, sich gemäß der eigenen Neigungen und Fähigkeiten einzubringen und Gemeinde mit zu gestalten.

LEBEN – bedeutet für uns in Bewegung zu sein und zu bleiben. Wir wollen partnerschaftlich danach fragen, was die Menschen in unserer Gemeinde brauchen und dies im Gemeindeleben sichtbar werden lassen. Als Botschafter und Botschafterinnen der Liebe Gottes sind wir in dieser Welt auf dem Weg.

AUSSICHTsREICH – ist das Leben auf dem Ketzberg in vielerlei Hinsicht. Als Kirche am höchsten Punkt Solingens genießen wir die Aussicht auf die Umgebung. So leben wir aber auch in dem Bewusstsein, dass wir ein Teil eines großen Ganzen sind und die Aufgabe haben, gemeinsam mit den Gemeinden im Kirchenkreis, den Geschwistern in der Ökumene und den Verantwortlichen in der Stadt  das Leben zu gestalten.

2. Die Evangelische Kirchengemeinde Ketzberg

2.1 Zur Geschichte der Gemeinde
Die Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Ketzberg beginnt am 01.01.1868 mit der Ablösung von der Kirchengemeinde Wald. Seit 1873 wurden in der Kirche an der Lützowstraße die Gottesdienste gefeiert. Das stetige und z.T. sprunghafte Wachstum der Gemeinde in der Anfangszeit (maximal 7800 Mitglieder) rechtfertigte nicht nur den Bau des Gemeindehauses an der Tersteegenstraße, sondern auch die Einrichtung einer zweiten Pfarrstelle.

Seit dem Jahr 1960 verliert die Gemeinde allerdings kontinuierlich Mitglieder. Dies führte im Jahr 1995 zunächst zu einer Reduzierung der 2. Pfarrstelle auf 50% und ihrer vollständigen Aufhebung im Jahre 2007. Seitdem ist Ketzberg wieder eine Einpfarrstellengemeinde.  Der Mitgliederschwund macht sich inzwischen drastisch bei den Finanzen bemerkbar. Trotz großer Anstrengungen von Eltern, Erzieherinnen und Presbyterium musste die Gemeinde sich mit Beginn des Kindergartenjahres 2012 / 13 von ihrer Kindertagesstätte Theresienstraße trennen. So konzentriert sich das Gemeindeleben seitdem auf Gemeindezentrum und die Kirche mit dem angrenzenden Friedhof. Doch auch hier mussten bei den vorhandenen Arbeitsstellen in den letzten Jahren drastische Einschnitte vorgenommen werden, sodass der Küsterdienst nur noch zu 80% (aktuell 2019: 60 %) und die Bereiche Kirchenmusik und Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu jeweils 50% finanziert werden können.

2.2 Bevölkerungsstruktur / Gemeindecharakteristik
Momentan gehören noch etwa knapp 2800 Menschen zur Evangelischen Kirchengemeinde Ketzberg (Stand August 2016/ aktuell 2019: 2600). Charakteristisch für die Gemeinde ist, dass sie eine Vermengung unterschiedlichster Strukturen gesellschaftlichen Lebens darstellt. Da ist zum einen die fast dörfliche Struktur der Hofschaften, zum anderen die fast großstädtische Wohnsituation an den Hauptdurchgangsstraßen. Kirche und Gemeindehaus liegen rein geografisch gesehen im Zentrum, sind jedoch nicht eingebettet in ein gewachsenes Stadtviertel, dessen Wege zur Kirche hinführen. Man kommt dort nicht zwangsläufig vorbei, sondern geht gezielt hin. Dies ist und bleibt eine besondere Herausforderung bei der Entwicklung attraktiver Gottesdienste und Gemeindeangebote.

Ein weiteres Charakteristikum ist die Schwerpunktsetzung in Hinblick auf die Kirchenmusik und die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Beide Arbeitsbereiche sind hauptamtlich mit hochqualifizierten Mitarbeiterinnen besetzt, die ihre Arbeitsweisen und Schwerpunkte professionell setzen und eigenverantwortlich durchführen. Neben der Begleitung der Gottesdienste liegt der Schwerpunkt in der Kirchenmusik z.Zt. auf der Chorarbeit mit Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 8 und 14 Jahren (Kinderchor / SoulTeens). Die Chorarbeit mit älteren Jugendlichen und Erwachsenen (Jugendchor „YoungVoices“, Gospelchor „unisono“ und der Klassikchor) wird durch den Förderverein „Wir 4 Stimmen für Ketzberg“ finanziell mit getragen und in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Presbyterium verantwortet.

In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sollen die Teilnehmenden Raum für sich  und Ansprechpartner in ihrer jeweiligen Lebenssituation finden, und  junge Menschen zur ehrenamtlichen Mitarbeit gewonnen, dabei  begleitet und geschult werden.

In allen Bereichen der Gemeindearbeit wird die ehrenamtliche Mitarbeit der Gemeindeglieder eine tragende Säule sein und in der Zukunft bleiben. Derzeit tragen etwa 170 ehrenamtlich Mitarbeitende die Arbeit in der Gemeinde mit.

2.3 Leitung / Organigramm

 

Die aus der Gemeinde gewählten Presbyterinnen und Presbyter bilden mit den Pfarrstelleninhabern die Gemeindeleitung. Sie beraten und entscheiden monatlich und befassen sich mit der Form der Verkündigung (Gottesdienste), Fragen der Gemeinde- und Personalverwaltung und den Finanzen der Gemeinde.

Zusätzlich gibt es in der Gemeinde verschiedene Ausschüsse, in denen Mitglieder des Presbyteriums, die im jeweiligen Bereich hauptamtlich Tätigen und interessierte, sachkundige Gemeindeglieder zusammenarbeiten. Sie erarbeiten verschiedene Sachverhalte und leiten ihre Vorschläge und Empfehlungen als Entscheidungshilfe an das Gesamtpresbyterium weiter.

Über die Entscheidungen des Presbyteriums werden die Mitarbeitenden regelmäßig in den wöchentlichen Dienstbesprechungen informiert. Dort werden auch Absprachen zur Arbeit in der folgenden Woche getroffen, Termine vereinbart oder Veranstaltungen vorbereitet. Die hauptamtlich Mitarbeitenden tragen diese Planungen und Absprachen dann als Multiplikatoren in die Besprechungen mit den Ehrenamtlern.

Die Gemeinde wird regelmäßig in einer Rubrik im Gemeindebrief über die Arbeit des Presbyteriums informiert. Zusätzlich dazu werden Veranstaltungshinweise und – berichte, sowie Informationen über das Gemeindeleben auf der Homepage www.kircheketzberg.de veröffentlicht. Eine Art „newsletter“ in Form eine Information per E-Mail über aktuelle Veranstaltungen und Themen befindet sich noch in der Aufbauphase.

2.4 Personal
Zurzeit ist die Evangelische Kirchengemeinde Ketzberg Arbeitgeberin für 8 Mitarbeitende in unterschiedlichen Betätigungsfeldern und mit sehr verschiedenen Arbeitszeitkontingenten.

Für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist eine Sozialpädagogin mit einem Stellenumfang von 50% angestellt. Sie plant und führt die wöchentlichen Angeboten (Kindergruppen / Jugendcafé) durch, und plant und leitet Freizeiten für Kinder (Ostern) und Jugendlichen (Sommer). Für all diese Angebote sorgt sie auch für die Gewinnung und Begleitung von ehrenamtlich Mitarbeitenden.

Die Arbeit auf dem Friedhof der Kirchengemeinde wird z.Zt. von zwei Personen versehen. Ein Mitarbeiter mit einer 100% Stelle, dazu eine Zweitkraft im Rahmen einer 23 Stunden – Stelle.

Für die kirchenmusikalische Arbeit beschäftigt die Kirchengemeinde eine Kirchenmusikerin mit B-Examen in einer 50% Stelle. Ihr obliegt vor allem die Begleitung der Gemeindegottesdienste und eines Teils der Trauungen, sowie die Proben und Auftritte mit dem Kinderchor und den SoulTeens (seit 2012). Darüber hinaus arbeitet sie als Honorarkraft für den Verein „Wir 4 Stimmen für Ketzberg“ als Leiterin der Young Voices, des Gospelchores unisono und des Klassikchores.

Der Küsterdienst wird von einem Mitarbeiter (aktuell 2019: einer Mitarbeiterin) im Rahmen einer 80% Stelle (aktuell 2019: 60 %) versehen. Für ihn gehören die Vorbereitung der Kirche und die Begleitung von Gottesdiensten, wie auch Hausmeistertätigkeiten in dem, und um das Gemeindehaus zu seinem Aufgabenbereich. Während der freien Wochenenden und in der Urlaubszeit werden seine Aufgaben z.T. von einem geringfügig beschäftigten Vertreter oder von ehrenamtlich Tätigen übernommen.

Für die Reinigung des Gemeindezentrums sind darüber hinaus zwei, ebenfalls geringfügig beschäftigte Frauen angestellt.

Die Aufgaben der Pfarrstelle, vor allem Verkündigung, Seelsorge und kirchliche Bildungsarbeit, werden durch ein Pfarrehepaar wahrgenommen. Sie teilen sich die Stelle zu je 50%. (Aktuell 2019: 75 % Stelle Vakanzvertretung)

2.5 Gebäude
Nachdem im Jahr 2010 das letzte Pfarrhaus aufgegeben wurde und die Gemeinde sich 2012 auch von der Kindertagesstätte getrennt hat, bilden die verbliebenen Gebäude (Kirche, Gemeindezentrum, Kapelle und Wirtschaftsgebäude des Friedhofes) das geografische Zentrum am Ketzberg.

Die Evangelische Kirche Ketzberg wurde in den Jahren 1871 bis 1873 gebaut und zuletzt in den Jahren 2000 / 2001 aufwändig saniert, wobei auch noch Spätfolgen des Brandes von 1978 beseitigt werden mussten. Die reguläre Bestuhlung reicht aus für 150 Menschen, maximal fasst die Kirche 300 Personen.

An das Kirchenareal grenzt der Friedhof, mit dem Wirtschaftsgebäude, das im Jahr 1908 zunächst als Küsterwohnung errichtet wurde und der Kapelle, die aus dem Jahre 1896 stammt und rund 70 Trauergästen Platz bietet. (aktuell 2019: Sanierung im Aussen- und Innenbereich)

An der Tersteegenstraße liegt das Gemeindezentrum, in dem sich im Erdgeschoss über das Foyer der Gemeindesaal und der Konfirmandenraum erreichen lassen. Im Anbau der ehemaligen Friedhofsverwaltung befindet sich seit Herbst 2015 eine Zweizimmerwohnung, die z.Zt. an die Stadt Solingen zur Unterbringung von Kriegsflüchtlingen vermietet ist. Seit Dezember 2015 leben dort zwei Schwestern (aktuell 2019: 1 Schwester) aus dem Irak.

Über den Eingang im Hof erreicht man die Jugendetage mit ihren verschiedenen Räumen, die allein für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stehen.

Im Dachgeschoss des Gemeindezentrums befinden sich zudem drei vermietete Wohnungen.

2.6 Finanzen
Trotz der unterschiedlichen, bereits seit 1995 immer wieder vorgenommenen Einschnitte und Sparmaßnahmen ist und bleibt die finanzielle Lage der Gemeinde angespannt. Nicht selten wurden in der Vergangenheit die erhofften Effekte von Einsparungen durch die Erhöhungen landeskirchlicher Umlagen wieder „aufgefressen“. Bei aller geforderten Haushaltsdisziplin ist sich das Presbyterium im Klaren, dass für die Einsparungen auf dem personellen Sektor keine weiteren Möglichkeiten vorhanden sind. Gerade hier führten weitere Einschnitte zu einer massiven Verschlechterung die Qualität der Arbeit und besonders der Begleitung der Menschen vor Ort.

Daher wird es auch für die Gemeinde Ketzberg in der Zukunft umso wichtiger werden, zusätzliche Einnahmequellen und Sponsoren zu finden. An erster Stelle stehen dabei immer noch die beiden sehr aktiven Fördervereine „Wi4r Stimmen für Ketzberg“ – ein Chorverein, der die Chorleitung für inzwischen drei Chöre (Young Voices, unisono, Klassikchor) per Honorarvertrag sichert und etliche Projekte in diesem Bereich stemmt, und die „Freunde der Ketzberger Kirche“, die seit der großen Sanierungsmaßnahme die Gemeinde durch die Mitgliedsbeiträge und die Einnahmen bei Veranstaltungen bei der Erhaltung der Substanz der Kirche zu unterstützen. (aktuell 2019: Die Gemeinde ist schuldenfrei und der Verein „Freunde der Ketzberger Kirche“ soll für die Unterstützung der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen umgewidmet werden.)

Beide Vereine freuen sich immer über das Interesse neuer Mitglieder und geben gerne über die Arbeit, das bisher Erreichte und zukünftige Pläne Auskunft.

Auch die gemeindeweite Spendenaktion „Ich geb der Gemeinde den Rest“ hat nur durch die Sammlung von Kupfergeld in den vergangenen beiden Jahren schon einiges erwirtschaftet, ebenso wie die Spendenshop über Bildungsspender.de und zusätzlich darf sich das Presbyterium immer wieder über unterschiedlich kleine und große Spenden freuen. Trotzdem muss an dieser Stelle noch viel weiter gedacht und anders überlegt werden. Dies wird die Gemeinde Ketzberg in den kommenden Jahren immer stärker begleiten.

3. Konzeption

3.1 WIR – Gemeinschaft
Gemeinschaft, so wie wir sie verstehen, ist Einheit in Vielfalt. „Es ist wie bei unserem Körper: Der eine Leib besteht aus vielen Körperteilen, aber nicht alle Teile haben dieselbe Aufgabe. Genauso bilden wir vielen Menschen, die zu Christus gehören, miteinander einen Leib. Aber einzeln betrachtet sind wir wie unterschiedliche und doch zusammengehörende Körperteile. Wie haben verschiedene Gaben, je nachdem, was Gott uns in seiner Gnade geschenkt hat.“ (Römer 12, 4-6a / Basis-Bibel)

Diese Vielfalt der unterschiedlichen Gaben verstehen wir ausnahmslos als Geschenke Gottes, von ihm gegeben, durch seinen Geist gewirkt und bestärkt. „Es gibt zwar verschiedene Gaben, aber es ist immer derselbe Geist. Es gibt verschiedene Aufgaben, aber es ist immer derselbe Herr. Es gibt verschiedene Wunderkräfte, aber es ist immer derselbe Gott. Er bewirkt alles in allen.“ (1. Korinther 12, 4-6 / Basis-Bibel)

Dieses Verständnis prägt und trägt das Leben in den einzelnen Gruppen der Gemeinde, und ist auch entscheidend für ein gutes Miteinander der verschiedenen Gruppen und Generationen untereinander. Gleiches gilt für das vertrauensvolle Miteinander im Team der hauptamtlich in der Gemeinde Tätigen, wie auch zwischen diesen und den vielen ehrenamtlich Mitarbeitenden. Alle bringen ihre Zeit und ihre Gaben eigenverantwortlich und kompetent zum Wohl der Gemeinde ein.

Ob in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oder in den Gruppen der Erwachsenen – die Teilhabe an Entscheidungen, der Einfluss auf Inhalte und Abläufe innerhalb der Gruppe, also die Beteiligung an Entscheidungsprozessen gehört unbedingt zu einem Geist gegenseitiger Anerkennung und Wertschätzung.

Diese Grundhaltung ist für uns auch bestimmend für die Zusammenarbeit auf anderer Ebene. Als Kirchengemeinde verstehen wir uns als ein Glied des großen Leibes Christi. Hier sehen wir uns in engem Zusammenhang mit den anderen Gemeinden des Kirchenkreises, wie auch mit unseren Geschwistern in der Ökumene vor Ort und weltweit. Ebenso sind wir ein Teil der Großstadt Solingen, aufgefordert unsere Gaben und Kompetenzen zum Wohl der Stadt einzubringen.

Gerade in diesen Zusammenhängen aber liegen auch die besonderen Herausforderungen vor denen wir als Gemeinde in dieser Zeit stehen. Die schwindenden finanziellen Mittel, die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur und auch die starken Veränderungen bezüglich der Wahrnehmung von „Kirche“ und der Inanspruchnahme kirchlicher Angebote sind Komponenten, die zur Gestaltung des Gemeindelebens gut im Blick haben. Sie lassen uns immer deutlicher die Notwendigkeit erkennen, wie wichtig es ist, Partnerschaften auf unterschiedlichen Ebenen einzugehen. Die Vernetzung mit benachbarten Kirchengemeinden, Schulen oder anderen Einrichtungen wird immer wichtiger, da eine Kirchengemeinde allein schon lange nicht mehr alle Bereiche des Lebens mit Angeboten abdecken kann. Es gilt vielmehr, sich zu fragen, wo die eigenen Stärken liegen, um die Arbeit in diesen Bereichen mit einem Höchstmaß an Kompetenz und Professionalität leisten zu können.

Dabei wird es aber immer spannend bleiben, genau auf die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen in unseren Gruppen und Kreisen zu achten, Anregungen und Anmerkungen aufzunehmen und so eventuell auch Angebote neu auszurichten. Ebenso gilt es, besonders in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien die Entwicklungen gerade in Schule und Gesellschaft genau zu beobachten um auch ihnen weiterhin ein kompetenter und glaubwürdiger Ansprechpartner sein zu können.

Es gilt nicht mehr aber auch nicht weniger zu sein als Kirche in Bewegung, gemäß dem reformatorischen Grundsatz, dass die Kirche selbst auch immer wieder zu erneuern ist, ohne dabei ihren Kern, das Leben im und aus dem Glauben an Jesus Christus, aus den Augen zu verlieren.

3.2 LEBEN – Nachfolge
Nachfolge bedeutet für uns das Leben so zu gestalten, dass in unserem Miteinander für die Menschen, die uns begegnen die biblische Botschaft der Liebe Gottes erfahrbar wird.

Ausdruck dafür ist eine Haltung, durch die Menschen eine respektvolle und liebevolle Annahme erfahren. Sie lebt von der Bewegung zu den Menschen hin (z.B. in Besuchsdienst und aufsuchender Seelsorge in den verschiedenen Lebensbezügen).

Sie wird deutlich in der klaren Anwaltschaft für die Schwachen (z.B. Diakonie, Flüchtlingsarbeit). Sie lädt ein zu Gruppenveranstaltungen und Gottesdiensten, der denen Gemeinschaft erlebt und die befreiende Botschaft von Gottes annehmender Liebe verkündigt wird.

So wird ein Klima geschaffen, in dem jeder Mensch gleich in welchem Bereich oder welcher Funktion, sich mit seinen ganz eigenen Talenten und Gaben einbringen kann. „Denn jeder Einzelne von uns hat seinen Anteil an der Gnade erhalten, die Christus uns schenkt.“ (Epheser 4, 7 / Basis Bibel)

Als Ketzbeger Christen verstehen wir uns als Teil des Evangelischen Kirchenkreises und der Stadt Solingen. So gilt es, unsere Gaben und Ressourcen einzusetzen nach dem Prinzip „suchet der Stadt Bestes“ (Jeremia 29, 7).

Dies erfordert ein verantwortliches Leitungshandeln in Zeiten knapper werdender Ressourcen (sowohl finanzielle, als auch personelle und zeitliche), eine strukturierte Begleitung ehrenamtlich engagierter Menschen und das Ausloten von Möglichkeiten, die vorhandenen hauptamtlichen Stellen in einem attraktiven Umfang zu erhalten.

3.3 AUSSICHTsREICH – Dienst
Unsere Kirche ist die höchstgelegene Kirche in Solingen. Von ihrem Turm und auch vom benachbarten Friedhof hat man eine hervorragende Aussicht auf die Umgebung. Diese öffnet das Bewusstsein für das Geschenk, ein Teil von Gottes Welt zu sein.

Wir leben als Christen mit der Aussicht auf eine Welt unter Gottes Herrschaft und warten auf die Verwirklichung des Reiches Gottes.

Für uns und die Menschen in unserer Umgebung gilt: „Der Mensch lebt nicht nur vom Brot, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt.“ (Matthäus 4,4 / Basis Bibel)

Dessen werden wir gewiss durch Gottesdienste in verschiedener Gestalt und für unterschiedliche Zielgruppen, die unserem Glauben in Wort, Musik und erfahrener Gemeinschaft Ausdruck verleihen („klassische“ Gottesdienste an Sonntagen, Kreuz & Quer – Gottesdienste, Familiengottesdienste an den kirchlichen Hochfesten und Erntedank, Schulgottesdienste – in der Regel ökumenisch, Jugendgottesdienste, Vorstellungsgottesdienst, Taizé-Andacht, Kinderbibeltag).

Doch geschieht Verkündigung ebenso in den anderen Feldern der Gemeindearbeit: Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Begleitung und Schulung von ehrenamtlich Mitarbeitenden, Diakonie, Kirchenmusik, Konfirmandenunterricht und der dazugehörigen Elternarbeit, Ökumene, Seelsorge (bes. Kasualgottesdienste), Seniorenarbeit.

Eine besondere Herausforderung besteht dabei in der Entwicklung von Veranstaltungsformen für „religiöse Bildungsarbeit“, die von den Menschen auch angenommen werden.

Darüber hinaus gilt es im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit im Auge zu behalten, wie sich Menschen über die Kirchengemeinde und ihre Angebote informieren, um dann an entsprechender Stelle  die gewünschten Informationen zur Verfügung zu stellen (Gemeindebrief, Tagespresse, Homepage, „Newsletter“, soziale Medien).

So ergeben sich für die nächste Zeit folgende Aufgaben:

– Für neue und bestehende Angebote gilt es Menschen zur Teilnahme wie auch zur Mitarbeit zu gewinnen.

– Für die strukturierte Begleitung der ehrenamtlich Mitarbeitenden ist eine entsprechende Konzeption in Arbeit, die baldmöglichst vorgelegt wird.

– Im Gemeindearbeit sollte die Einbeziehung der digitalen Medien nach Möglichkeit ausgebaut und entsprechend gepflegt werden. Hier ist die Möglichkeit der weiteren Einbeziehung von Ehrenamtlichen zu bedenken.

– Kooperation mit der Kirchengemeinde Gräfrath:  die Presbyterien der beiden Gemeinde verabreden ab Herbst 2017 einen Fahrplan für die schrittweise Intensivierung der Zusammenarbeit, die (gemäß KSV – Beschluss) im Jahr 2024 ihren Abschluss finden soll.

Taufe

Bild: H.Benedens

Die Taufe ist Zuspruch Gottes: „Du bist mein geliebtes Kind.“
Wie Kinder ihren Eltern vertrauen, vertrauen wir darauf, dass Gott uns durch unser Leben trägt und begleitet. „Siehe ich bin bei Euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“ (Matthäus 28,20)
Als Kinder Gottes sehen wir uns in der Nachfolge Christi verantwortlich für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. „Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf dem Berge liegt, nicht verborgen bleiben“ (Matthäus 5,14).

Die Taufe führt uns in eine neue Familie ein: die Familie der weltweiten Christenheit. Die Taufe ist ein schönes Fest, in dem wir Gott für geschenktes Leben danken und Gottes Segen für ein Menschenleben zusprechen.
Die Taufe ist demnach zu allererst ein Fest der Gemeinde, das den Anlass für ein Familienfest gibt. Darum findet die Taufe im sonntäglichen Gottesdienst statt, darum ist das Patenamt ein kirchliches Amt.

Foto: B. Gudlat

Darum müssen Paten Mitglied einer der Kirchen sein, die sich in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zusammen geschlossen haben.
Wollen Sie Ihr Kind taufen lassen oder selbst als erwachsener Mensch getauft werden, dann setzen Sie sich bitte mit dem Pfarrer in Verbindung (Tel. 0212 51112). Es wird dann ein Taufgespräch vereinbart, bei dem hoffentlich alle anstehenden Fragen geklärt werden können.

Link-Tipps für Eltern und Paten:
Kostenlose App für Eltern und Paten: Hier erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen, um die Taufe Ihres Kindes oder Ihres Patenkindes zu planen und entspannt zu feiern. Wir haben viele nützliche Beiträge für Sie zusammengestellt, zum Beispiel, wie man den Gottesdienst mitgestalten kann oder wie man einen Taufspruch findet. https://www.evangelisch.de/taufbegleiter

Kostenloser Newsletter mit Anregungen für die religiöse Erziehung: https://www.vertrauen-von-anfang-an.de/startseite/

 

 

Leitbild

 

Kirche auf dem Ketzberg – Wir.Leben.Aussicht(s)reich

WIR – sind eine bunte Gemeinschaft aller Menschen, die sich zur Kirchen-gemeinde Ketzberg zugehörig fühlen. In unserer ganzen Vielfältigkeit sind wir eine Gemeinde, in der jede und jeder eingeladen ist, sich gemäß der eigenen Neigungen und Fähigkeiten einzubringen und Gemeinde mit zu gestalten.

LEBEN – bedeutet für uns in Bewegung zu sein und zu bleiben. Wir wollen partnerschaftlich danach fragen, was die Menschen in unserer Gemeinde brauchen und dies im Gemeindeleben sichtbar werden lassen. Als Botschafter und Botschafterinnen der Liebe Gottes sind wir in dieser Welt auf dem Weg.

AUSSICHTsREICH – ist das Leben auf dem Ketzberg in vielerlei Hinsicht. Als Kirche am höchsten Punkt Solingens genießen wir die Aussicht auf die Umgebung. So leben wir aber auch in dem Bewusstsein, dass wir ein Teil eines großen Ganzen sind und die Aufgabe haben, gemeinsam mit den Gemeinden im Kirchenkreis, den Geschwistern in der Ökumene und den Verantwortlichen in der Stadtdas Leben zu gestalten.