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24. 5. 2020 Ketzberg, Liturgie Holger-1
24. 5. 2020 Exaudi Jeremia 31, 31-34 Kurzfassung-1
Dr. Holger Ueberholz, Kurzgottesdienst Ketzberg am Sonntag Exaudi, 24. 5. 2020, 30 Minuten, alle Lieder werden nur intoniert; Liturgie verkürzt
Orgelvorspiel
Begrüßung: Ich begrüße Sie alle sehr herzlich zu unserem Kurzgottesdienst am Sonntag Exaudi mit dem Wochenspruch aus Johannes 12, 32: Christus spricht: „Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ Ich wünsche uns allen trotz der Einschränkungen durch die Coronakrise einen gesegneten Gottesdienst, den wir im Namen des dreieinigen Gottes feiern wollen. Amen
Lied 133, 1+6: Zieh ein zu deinen Toren
Psalm: rot 713.1 = Psalm 27
Gebet: Herr, wir bitten dich, du mögest uns allen unsere Sünden vergeben, die wir in Gedanken, Worten und Werken getan haben, und uns ein neues Herz und einen neuen Sinn schenken, wie du es uns auch im heutigen Predigttext verheißen wirst. So gib du uns Hoffnung und Vertrauen gerade auch in dieser schweren Zeit. Amen
Wir hören als Schriftlesung den heutigen Predigttext, und zwar einen Abschnitt aus Jeremia 31, 31-34:
31 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, 32 nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR; 33 sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. 34 Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken. Amen
Wir wollen unseren christlichen Glauben bekennen:
Lied: 135, 1+3: Schmückt das Fest mit Maien
Predigt über Jeremia 31, 31-34 (15 Minuten): Neuer Bund
Gnade sei mit uns und Friede, von dem, der da ist, und der da war, und der da kommt, von unserem Herrn Jesus Christus. Amen.
Liebe Gemeinde!
Der für diesen Sonntag vorgeschlagene Predigttext führt uns in die Zeit des babylonischen Exils, das damit begonnen hatte, als der babylonische König Nebukadnezar 587 v. Chr. Jerusalem und seinen prächtigen Tempel zerstört und die Juden nach Babylon deportiert hatte. Das Verhältnis zwischen Gott und seinem auserwählten Volk hatte sich im Laufe der Zeit immer mehr verschlechtert, weil die Juden oft nicht die Gesetze, die Mose am Sinai überbracht hatte, eingehalten hatten und lieber fremden Göttern nachgelaufen waren, als den einzigen wahren Gott anzubeten, wozu sie sich verpflichtet hatten. Die Vernichtung des kleinen judäischen Staates wurde von den Propheten als Strafe Gottes für ihren fortgesetzten Götzendienst interpretiert.
Aber Gott blieb nicht nur der Strafende, sondern er schenkte zu allen Zeiten auch immer wieder Hoffnung und Heil, wenn die Menschen ihre Fehler eingesehen haben und sich nun voll und ganz auf ihren alleinigen Gott konzentrieren wollten. So konnte auch der Prophet Jeremia, der schon viele Jahrzehnte vor dem Untergang Jerusalems in Juda gewirkt und seine Landsleute vor dieser sich abzeichnenden Katastrophe ständig gewarnt hatte, nun seinem geschlagenen Volk eine neue Zuversicht verheißen, und sprach in Kapitel 31, Verse 31-34, folgende Worte, die uns heute als Predigttext aufgegeben sind: 31 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, 32 nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR; 33 sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. 34 Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken. Amen
Unser Textabschnitt wird in Vers 31 eingeleitet durch das Signalwort: Siehe!, das etwas ganz Besonderes ankündigen möchte, nämlich eine völlig andersartige Gemeinschaftsordnung, einen ganz neuen Bund. Zugleich enthalten alle vier Verse den Zusatz „spricht der Herr“, womit Jeremia deutlich betonen möchte, dass es nicht seine Worte sind, sondern die Äußerungen des lebendigen Gottes. „Siehe, es kommt die Zeit“, und mit dieser Ankündigung wird dem geschundenen Volk Juda eine neue Perspektive, eine neue Zukunft, ja eine neue Heilszeit eröffnet. Gott will mit dem Hause Israel und dem Hause Juda einen neuen Bund schließen. Unser Vers macht deutlich, dass das beherrschende Subjekt Gott ist, denn nur er allein kann als der Herr Israels einen Bund stiften, da der Mensch für Gott niemals ein gleichrangiger Bündnispartner sein könnte. Und Jeremia sagt in Vers 32, dass Gott nicht daran denken würde, diesen ersten Bund, den er damals durch Mose mit dem Volk Israel am Sinai geschlossen hatte, wieder in Kraft zu setzen oder zu kopieren. Nein, er will keine Neuauflage des alten Sinaibundes, obwohl Jeremia auch auf ihn Bezug nimmt und auf die frühere große Befreiungstat Gottes hinweist, als er sein auserwähltes Volk aus der Knechtschaft in Ägypten geführt hatte. Weil die Israeliten trotzallem immer wieder diesen Bund gebrochen haben, was Jeremia auch bitter in Vers 32 anmerkt, ist es Gott im Laufe der Zeit offensichtlich klar geworden, dass die Menschen nicht in der Lage seien, diese Ordnungen einzuhalten. Denn dieser alte Sinaibund scheiterte deshalb, weil die Israeliten die ihnen auferlegten Verpflichtungen, vor allem keine fremden Götter zu verehren, nicht eingehalten haben und deshalb als Strafe Gottes im babylonischen Exil gelandet waren.
Wie sollte nun der ganz andere Bund aussehen, liebe Gemeinde, nachdem doch der alte an der immerwährenden Sünde der Israeliten gescheitert war? Jeremia schreibt in Vers 33: „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.“
Gott möchte jetzt nicht mehr seine Weisungen in Stein eingravieren und sie damit seinem Volk vorlegen, wie er es am Sinai getan hatte, sondern er will ihnen nun die Gebote in ihr Herz und in ihren Sinn einschreiben, damit sie diese so verinnerlichen, dass sie gar nicht mehr anders handeln können.
In dieser neuen Gemeinschaftsordnung möchte Gott gar nicht mehr auf einen eigenen Beitrag des Menschen bauen, wie er es in den Zehn Geboten gefordert hatte, wobei das menschliche Du noch eine wichtige Rolle gespielt hat: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben; Du sollst dir kein Bildnis oder Gleichnis von Gott machen usw. In diesem neuen Bundesverhältnis geht es einzig und allein um das Wirken Gottes am Menschen, der sie so disponieren möchte, dass sie von vornherein nicht mehr falsch agieren können, weil nämlich die Glieder des erwählten Gottesvolkes dann das, was Gott ihnen geboten hat, nun aus eigener, freier Entscheidung tun. Und von daher wird es jetzt nicht mehr erforderlich sein, wie wir aus Vers 34 entnehmen können, dass sich die Israeliten, wie früher, gegenseitig belehren und zur Gotteserkenntnis aufrufen, „sondern sie alle sollen mich erkennen, spricht der Herr, und ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken“. So wird das ganze Volk, jeder Einzelne, alle gemeinsam, sie werden ohne Vorbehalt von einer tiefgreifenden und heilsamen Gotteserkenntnis erfasst.
Dieses neue Gottesverhältnis beinhaltet, dass Gott seinem Volk radikal und total seine Missetat und Schuld vergeben wird und der Sünde der Israeliten nimmermehr gedenken möchte und ihnen somit einen wirklichen Neuanfang ermöglichen will, wenn sie aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehren werden. Gott wollte seinem Volk das Gesetz, an dem sie immer gescheitert waren, nun ins Herz schreiben, sodass dieses Gesetz nicht mehr zwischen ihm und seinem erwählten Volk stehen sollte.
Dieser neue Bund, den Gott in unserem Predigttext angekündigt hat, der hat sich für uns Christen in Jesus Christus erfüllt. Er hat bei seinem letzten Abendmahl hieran angeknüpft und beim Kelchwort in Lukas 22, Vers 20 gesagt: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“ Gott hat in dem Geschehen von Kreuz und Auferstehung Jesu diesen neuen Bund verwirklicht, und so kann Paulus auch in 2. Korinther 5, Vers 17, bekennen: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden.“
Was können wir heute noch mit diesem Predigttext aus längst vergangenen Zeiten anfangen? Will Gott auch heute noch durch besondere Ereignisse, wie vielleicht jetzt durch die Corona-Krise, Menschen bestrafen wegen ihres gottvergessenen Lebens? Diese Frage wird heute wieder vereinzelt gestellt.
Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, da haben noch etliche Pastoren diesen Krieg als Zuchtrute Gottes wegen der sündigen Menschheit beschworen. Ich habe damals in der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins einige evangelische Predigten aus den Kriegsjahren 1914 und 1915, die in Solingen und Umgebung gehalten wurden, analysiert. Es war schon für mich sehr befremdlich, wie da der Krieg als Mittel für eine christliche Erneuerung instrumentalisiert wurde. Wir denken heute in dieser Hinsicht doch anders: Denn Gott hat mit uns in Jesus Christus einen festen Bund geschlossen, der nicht mehr von dem alttestamentlichen Denken eines Tun-Ergehen-Zusammenhangs bestimmt wird, sondern der einzig und allein auf der Gnade und der Barmherzigkeit Gottes basiert. Auch wenn ich gegen alle Einsicht immer wieder sündige und versuche, egoistisch mein Leben selbst zu bestimmen, so weiß ich als Christ, dass ich meinem Herrn und Heiland meine Schuld bekennen kann und auch die Gewissheit habe, dass er sie mir vergeben möchte und dass er im Sinne von Vers 34 meiner Sünden nimmermehr gedenken wird. Das ist doch befreiend und tröstlich, dass es auch für mich auf Grund der Gnade Gottes immer wieder einen Neuanfang gibt, sodass ich nicht unter meinen Verfehlungen zusammenbrechen muss. Ich wünsche Ihnen und uns allen, liebe Gemeinde, dass wir mit der Gnade Gottes möglichst unbeschadet durch diese schwere Zeit der Pandemie hindurch kommen. Amen. Wir beten mit Lied 370, Vers 4: Schickt er mir ein Kreuz zu tragen; dringt herein Angst und Pein, sollt ich drum verzagen? Der es schickt, der wird es wenden. Er weiß wohl, wie er soll all mein Unglück enden. Amen.
Lied: 370, 1+4: Warum soll ich mich denn grämen?
Fürbitten:
Herr, wir danken dir, dass du im Opfertod Jesu Christi einen neuen Bund mit uns geschlossen hast, der nicht wanken noch weichen soll. Hilf, dass wir immer wieder deine Gnade, die du uns in Jesus Christus gezeigt hast, wertschätzen und achten. Schenke du uns weiterhin einen festen Glauben an dich und dein Wort und erinnere uns zu allen Zeiten daran, dass du allein unser einziger Trost bist im Leben und im Sterben.
Herr, wir bitten dich für unser Volk und Land, ja für die ganze Welt.
Hilf, dass wir bald diese Corona-Seuche überwinden, auch damit wir wieder überall uneingeschränkt unsere Gottesdienste feiern können.
Sei du mit allen Kranken, Sterbenden, Trauernden, Hilflosen und Geflüchteten.
Segne du uns alle, auch hier in Ketzberg oder Gräfrath, in Zeit und Ewigkeit.
Gemeinsam beten wir: Vater-unser
Segen
Votum: Dank an Frau Szakas für das Orgelspiel und Pfarrer Bleckmann für die Präsentation der Texte
Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete neue Woche und bleiben Sie behütet in diesen Krisenzeiten. Amen
Lied: 391, 1+2: Jesu geh voran auf der Lebensbahn
Orgelnachspiel