Ich mag segeln. Letztes Jahr hat mich unser Organist Markus Hartmann mitgenommen. Es war nur ein kurzer Trip in Holland. Und wir hatten an ersten Tag richtig schönen Wind. Jeder hat da seine Aufgabe. Einer muss rudern, der andere richtet das Vorsegel, wenn eine Wende angesagt ist. Da wir starken Wind hatten, refften wir das Großsegel. Wir wollten ja nicht kentern und auch nicht eine zu starke Neigung haben, dann kommt man nämlich auch nicht voran. Der Wind bestimmt Richtung und Geschwindigkeit und die Strömung tut das Ihre noch dazu.
Wer unbedingt in die Richtung will, wo auch der Wind einem entgegenbläst, muss viel kreuzen. Am besten man segelt dahin, wo einem der Wind im Rücken steht oder von der Seite kommt.
Segeln ist für mich ein Bild für den Heiligen Geist. Im Hebräischen heißt „Geist“ „ruach“ und bedeutet Atem oder auch Wind. Johannes 3,8: Der Wind weht, wo er will. Wir denken ja immer, der Geist Gottes soll sich am besten nach uns richten. Wir bestimmen, wo es langgehen soll und Gott soll dazu das Gelingen schenken.
Wer im Glauben vorankommen will, der sollte dem Wind, dem Geist Gottes nachspüren. Von wo kommt er? Wo will er mit mir hin? Was ist Gottes Ziel für mein Leben?
Doch oft mühe ich mich gegen den Wind ab, ich will mein eigenes Ziel anpeilen. Der Gottes Geist steht dem entgegen. Dann muss ich kreuzen und komm nicht richtig weiter. Wenn dann noch die Strömung – sprich widrige Zeitumstände – einem entgegenstehen, dann komme ich gar nicht vorwärts. Ich treibe vielleicht sogar ab und lande dort, wo weder ich noch Gott einen haben will.
Corona hat vielen zurzeit sozusagen den Wind aus den Segeln genommen – man wurde ausgebremst. Gewohnte Aktivitäten in Freizeit und Beruf laufen gar nicht oder eingeschränkt. Wenn wir am Sonntag Pfingsten feiern, dann wäre das die Möglichkeit, die Segel neu zu setzen und sich von Gottes Geist bewegen zu lassen, dahin wo er uns mit unserer Zeit, Aktivität und Kreativität haben will. Daraus kann auch ein Gebet werden:
O Heilger Geist bewege meinen Geist, mein Leben nach deinem Willen. Ich möchte mit dir zu den Menschen, die mich brauchen, mein Telefongespräch, mein Nachfragen, mein Gebet.
O Heilger Geist bewege mein Herz zu den Menschen, die ich nur schwer lieben kann.
O Heilger Geist bewege mein Denken weg von den eigenen Sorgen hin zu deiner Sorge um diese Welt.
Thomas Schorsch