Psalm 31 aus der täglichen Bibellese vom Sonntag wirkt in mir noch nach. Aus nur drei Versen besteht dieser kleine, aber feine Psalm, den ich irgendwie bisher gar nicht so bewusst wahrgenommen habe:
Ein Lied für die Pilgerreise 1 HERR, Hochmut hat in meinem Herzen keinen Platz. In meinen Augen liegt keine Überheblichkeit. Ich habe mich nicht mit Dingen abgegeben, die zu groß sind und zu wunderbar für mich. 2 Vielmehr fand ich zur Gelassenheit zurück. Da konnte meine Seele zur Ruhe kommen. Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, wie das gestillte Kind an meiner Brust – so ist meine Seele zur Ruhe gekommen. 3 So soll auch Israel auf den HERRN warten von heute an bis in alle Zukunft.
Eine Pilgerreise ist vielleicht zu hoch gegriffen, aber eine Andacht oder ein Gottesdienst oder nur mal ein Moment der Stille ist eine wohltuende Unterbrechung des Alltags. Und der ist manchmal ganz schön anstrengend! Erst recht jetzt zu Corona-Zeiten, wo so vieles so anders ist als sonst.
In Psalm 131 erfahre ich – ich darf das bei Gott abgeben – alles, was mir den Alltag manchmal so mühsam macht. Was nicht klappt und mich nervt. Besonders natürlich die Fehler der anderen strengen mich an – ja, die lassen mich manchmal ganz schön hochmütig werden – mir wäre das nicht passiert! Wirklich? Dafür passieren mir anderen Dinge, wo andere vermutlich stolz denken – das hätte ich besser gemacht.
Bei Gott darf ich einfach mal schwach sein. Wie ein Kind in den Armen seiner Mutter. Beschützt, geborgen, sicher. Einfach nur da sein und vertrauen. Gott vertrauen!
Ich darf mit meinen Fragen zu Gott kommen und sie ihm abgeben. Die schweren, großen Warum-Fragen – bei Gott darf ich sie loswerden. Die Verse von Psalm 131 ermutigen mich, dem Herrn der Welt zu vertrauen. Begreifen muss ich nicht alles. Es genügt zu wissen, dass Gott die Welt in seinen Händen hält.
Meine Seele darf bei Gott zur Ruhe kommen. Das merke ich in dieser merkwürdigen Zeit besonders. Ich darf mal Hektik und Lärm beiseitelassen. Und ich erlebe: abgesagte Termine und Veranstaltungen ermöglichen neues – Kontakte, Gespräche, die Zeit wird wertvoll für anderes und bekommt ihren Sinn. Und ich übe mich darin, von Woche zu Woche, oder manchmal nur von Tag zu Tag zu schauen, was gerade möglich ist und damit zufrieden zu sein.
„Gott, schenke mir Gelassenheit, denn was ich lasse, überlasse ich dir!“
Gelassenheit – ich wünsche sie mir und Ihnen von Herzen!
Bärbel Albers