United4Rescue – Update

Liebe Gemeindemitglieder,

wir unterstützen auch weiterhin das Bündnis United4Rescue. Hier ein Update und Materialien zur Information für Sie:

Zwei Schiffe haben wir bislang als Bündnis ins Mittelmeer geschickt und zahlreiche weitere Rettungseinsätze durch unsere Förderung ermöglicht. Nun kommt ein Flugzeug für Beobachtungsmissionen hinzu. Doch leider wird das Retten von Menschen durch unsere Projektpartner auf dem Wasser regelmäßig durch staatliche Blockaden verhindert.

Wo wir lange von der Ignoranz der europäischen Staaten gesprochen haben, zeigt sich inzwischen politisches Handeln der Verhinderung und Kriminalisierung ziviler Seenotrettung. Viele Menschen, die auf dem Mittelmeer in Not geraten kostet das ihr Leben.

Weil man Menschen nicht ertrinken lässt gehen wir am 7.8. deutschlandweit auf die Straße.

Unsere zentrale Forderung: „Seenotrettung ist #unverhandelbar – Free the Ships, Stop the Pushbacks, Menschenrechte jetzt“. Bislang sind in folgenden Städten Aktionen geplant: München, Frankfurt (Main), Köln, Hamburg (am 8.8.), Dresden, Münster, Norden, Berlin, Freiburg. Schreibt uns für genauere Infos: unverhandelbar@united4rescue.com

Quelle für Fotos und Dokumente: www.united4rescue.com

Ich gebe der Gemeinde den Rest…

Unsere Aktion 1, 2 und 5 Cent-Münzen zu sammeln  – 10 Cent gehen natürlich auch 😉 – und „der Gemeinde den Rest“ zu geben läuft auch 2021 weiter.

Jetzt mit neugestalteter Sammelbox, welche Sie hier herunterladen können:

Die neuen Sammelboxen gibt es auch ausgedruckt zum Mitnehmen in Kirche und Gemeindezentrum.

Danke allen Spendern! Sie unterstützen damit unsere Gemeindearbeit.

Sammeln Sie einfach zu Hause weiter und bringen das Geld mit, wenn Sie zu einem Gottesdienste oder einer Veranstaltungen kommen. Es kann bei unserer Küsterin (oder anderem Mitarbeiter) abgegeben werden.

Quelle Foto mit Münzen: www.gemeindebrief.de

Kirchengemeinden läuten am Freitag stadtweit die Glocken und laden zur Andacht ein

Solidarität mit den Hochwasser-Opfern

Ein öffentliches Zeichen des Zusammenhalts in der aktuellen Hochwasser-Krise wollen die evangelischen und katholischen Gemeinden der Stadt setzen. Am kommenden Freitag, 23. Juli 2021, werden darum um 18 Uhr in der ganzen Stadt die Glocken läuten.

In mehreren evangelischen Kirchen wie der Stadtkirche Mitte am Fronhof, der Walder Kirche, der Ketzberger Kirche, der Christuskirche in Rupelrath, der Widderter Kirche, der Lutherkirche wird danach ab 18.10 Uhr zu einer Andacht oder Offener Kirche eingeladen, um für Opfer und Betroffene der Hochwasserkatastrophe zu beten. In einem Brief hatte der rheinische Präses Dr. Thorsten Latzel zu Glockenläuten und Andachten oder Offener Kirche als „tröstende Zeichen der Solidarität“ aufgerufen, um deutlich zu machen, „dass wir uns gegenseitig unterstützen, füreinander beten und uns in der Nachfolge Christi gegen die zerstörerischen Mächte des Chaos stemmen“. Die meisten der vom Hochwasser besonders betroffenen Gebiete in NRW und Rheinland-Pfalz liegen auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Gemeinden helfen auch praktisch

Bereits am vergangenen Freitagabend wurde in der Dorper Kirche eine Andacht gefeiert. Am letzten Sonntag wurde auch in den evangelischen Gottesdiensten der vom Hochwasser betroffenen Menschen gedacht. In den Gemeinden wird zu Spenden für die Gerd-Kaimer-Stiftung sowie für das Spendenkonto der Evangelischen Kirche im Rheinland aufgerufen. Außerdem haben Mitglieder und Teams aus Gemeinden praktisch bei Aufräumarbeiten geholfen und unterstützen Betroffene mit Sachspenden und Hilfeleistung. Die Notfallseelsorge war während und nach dem Unwetter vor Ort im Einsatz. Pfarrerinnen und Pfarrer sind selbstverständlich für seelsorgliche Gespräche über ihre jeweiligen Telefonnummern ansprechbar (Kontaktdaten gibt es hier). Auch die Evangelische Beratungsstelle steht für Menschen bereit, die das Erlebte mit professioneller Hilfe verarbeiten möchten (Tel. 0212 / 287-287). Im Sozialdiakonischen Zentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Wald kann die Kleiderkammer genutzt werden (Tel.: 0212 / 318025). Hier steht auch Kinderkleidung zur Verfügung.

Quelle: Thomas Förster, Kirchenkreis Solingen (Link)

Datum: Freitag, 23.7.2021, 18.00 Uhr
Ort: Ev.Kirche Ketzberg, Lützowstr. 96, 42653 Solingen

Präses Thorsten Latzel: „Gott ist der Ort, wo wir unsere Klage lassen können“

Ökumenische Gottesdienste für die von der Flutkatastrophe Betroffenen
Düsseldorf/Trier/Soest (18. Juli 2021). „Gott ist nicht die Antwort auf all unsere Fragen, schon gar nicht jetzt, in diesen Stunden. Aber Gott ist der Ort, wo wir unsere Klage lassen können.“ Das hat Präses Dr. Thorsten Latzel in einem ökumenischen Gottesdienst aus Anlass der Flutkatastrophe am gestrigen Abend, 17. Juli, in der Konstantin-Basilika in Trier betont. Zuvor war er gemeinsam mit der örtlichen Pfarrerin Vanessa Kluge im von der Flutkatastrophe stark getroffenen Trierer Stadtteil Ehrang unterwegs gewesen. Auch das ist Thema im Gottesdienst.

„Beim Seelsorge-Gang durch Ehrang zum Verteilen von Kaffee, Brötchen und Keksen trafen wir auf eine Frau aus der Gemeinde. Sie hatte das Kruzifix ihrer katholischen Oma im überschwemmten Keller gefunden und sichtbar nach draußen auf eine rote Kiste gestellt. Der Gekreuzigte im Schlamm der Überschwemmung. Für mich ist Gott heute genau dort gewesen – mitten im Schlamm der Überschwemmung, auf der Seite der leidenden Menschen, wie seit Urzeiten im Kampf gegen die Chaosmächte“, schreibt Präses Dr. Thorsten Latzel in seinem theologischen Impuls „Die Fluten als widergöttliche Chaosmächte – oder: Christus im Schlamm. Theologische Gedanken zur Überschwemmung“. Wie Gott in der Geschichte handele, bleibe uns letztlich verborgen. „Wir wissen aber um die Liebe Gottes zu allen seinen Geschöpfen – eine kreative, kämpferische, mitleidende Liebe. Eine Liebe, die keine Chaosfluten schafft, sondern sie im Gegenteil verhindert. Sinnbild dessen ist für mich Christus als leidender Schöpfungsmittler am Kreuz“, schreibt Latzel weiter.

Was Kirche tun kann: Orte bieten, um vor Gott klagen und weinen zu können
Trauer, Rettung und Gebet – das sind zentrale Worte aus der Predigt und aus den persönlichen Gedanken der Gäste im Hörfunkgottesdienst. Präses Dr. Thorsten Latzel hat besonders eine Begegnung in Sinzig bewegt: „Dort kamen zwölf Menschen in einer Behinderten-Einrichtung ums Leben. Der Bürgermeister der Stadt sagte nach dem Gedenkgottesdienst: ‚Das war das erste Mal, dass ich seit Tagen zur Ruhe kommen und weinen konnte.‘ Das ist es, was wir als Kirche jetzt tun können: Orte zu bieten, um vor Gott zur Ruhe zu kommen und klagen, weinen zu können.“

Stichwort: #unwetterklage
Die Evangelische Kirche im Rheinland hat einen digitalen Klageraum freigeschaltet. Dort ist Platz für Sorge, Bitten und Trauer. Präses Dr. Thorsten Latzel hat im Klageraum ein Flut-Gebet gepostet. Darin bittet er: „Gott, gib uns Mut, wieder aufzustehen. Gegen Schlamm und Schutt. Lass uns füreinander Trösterinnen und Hoffnungsbringer sein. Gott, hilf uns umzugehen mit dem, was wir nicht verstehen. Und hilf uns so zu leben, dass sich solche Katastrophen nicht vermehren.“

Zur Lage in Solingen:

Team der Notfallseelsorge Solingen im Einsatz
„Es war gegen 22.30 Uhr am Mittwochabend, als Einsatzkräfte begannen, den Solinger Stadtteil Unterburg zu evakuieren“, berichtet Thomas Förster, Pressesprecher des Evangelischen Kirchenkreises Solingen. Weil Wupper und ein Nebenfluss sich immer reißender in den idyllischen Stadtteil ergossen, habe der Krisenstab beschlossen, Bewohnerinnen und Bewohner des überfluteten Stadtteils in eine höhergelegene Grundschule zu bringen. Im Rahmen des Einsatzplans löste die Einsatzleitung der Feuerwehr demnach auch Alarm für die Notfallseelsorge aus, die in Solingen vor allem von der Evangelischen Kirche getragen wird, wie der Kirchenkreis in einer Pressemitteilung erläutert.

Zwei Pfarrer, eine Pfarrerin, ein ehrenamtlicher Seelsorger und eine ehrenamtliche Seelsorgerin blieben demnach bis zum frühen Donnerstagmorgen in der Grundschule sowie in der provisorisch durch das Deutsche Rote Kreuz mit Feldbetten ausgestatteten Schulturnhalle. „Wir gingen von Raum zu Raum und boten den Menschen, die im Laufe des späten Abends und der Nacht zur Sammelstelle gebracht wurden, Gespräche an, um die Situation zu verarbeiten“, erklärt Pfarrer Klaus Hammes, der im Evangelischen Kirchenkreis Solingen auch Vorsitzender des Beirats für die Notfallseelsorge ist. Peter Binz war als ehrenamtlicher Notfallseelsorger vor Ort: „Wir hatten viele gute Gespräche.“ Auch Renate Tomalik war gegen Mitternacht nachalarmiert worden und bis gegen 5 Uhr als Notfallseelsorgerin aktiv. „Ich habe alle möglichen Reaktionen erlebt“, berichtet die Klinikpfarrerin, „einige waren völlig cool. Andere begegneten mir tief verzweifelt, manche haderten mit Gott.“ Auch Magda Becker war als Ehrenamtliche in der Sporthalle vor Ort.

Ein sechster Notfallseelsorger suchte in der Hauptfeuerwache das Gespräch mit Einsatzkräften, die besonders belastende Situationen erfahren hatten. Um 12 Uhr am Donnerstag konnte auch die letzte Person mit ihrem Hund die Turnhalle der Grundschule verlassen. Nachdem die Pegelstände in Unterburg im Laufe des Tages kräftig gefallen waren, durften gegen Mittag laut dem Kirchenkreis Solingen die ersten Unterburger in ihre Häuser zurückkehren. Auch hier kümmerten sich eine Notfallseelsorgerin und ein Notfallseelsorger vor Ort. Der Solinger Krisenstab hatte sie gebeten, Menschen ein Gesprächsangebot zu machen, die nach ihrer Rückkehr verarbeiten mussten, welche Schäden das Hochwasser an ihrem Zuhause angerichtet hatte. Bis zum späten Nachmittag waren sie in ihren violetten Warnwesten mit dem gut lesbaren Schriftzug „Seelsorge“ im Stadtteil unterwegs.

Kirche in Solingen-Unterburg von Fluten der Wupper erwischt

Von den erschreckenden Ausmaßen des Hochwassers der vergangenen Tage blieben auch die Kirchengemeinden im Kirchenkreis Lennep. Wie der Kirchenkreis mitteilt, wurde die Kirche Unterburg im Solinger Stadtteil Unterburg und der angrenzende historische Friedhof von den Fluten der Wupper in Mitleidenschaft gezogen. Das denkmalgeschützte Kirchengebäudeam Ufer der Wupper aus Bruchstein im bergischen Barockstil war demnach von den Wassermassen schnell umschlossen. Auch der benachbarte historische Friedhof aus dem Jahr 1744 sei alsbald von den braunen Fluten bedeckt gewesen. „Sobald das Wasser abgeflossen ist, werden wir die Schäden, die das Hochwasser an unserer Kirche, auf dem Friedhof und im angrenzenden Gemeindehaus angerichtet hat, sichten“, sagte die für Burg zuständige Pfarrerin Almuth Conrad aus der Kirchengemeinde Wermelskirchen.

Hilfsangebote in Solingen:
Spendenkonto der Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung
IBAN DE97 3425 0000 0001 6633 84
Stichwort: Hochwasser-Hilfe Solingen

Sie wollen helfen? Sie benötigen Hilfe? Koordinierungstelefon
0212 / 1491 2230
hochwasserhilfe@solingen.de
Quelle: ekir.de

Predigt zum Lied „Wir strecken uns nach Dir“

Foto: Nicola Henkel

Liebe Gemeindemitglieder,

heute hat Prädikantin Monika Ruhnau in unserer Sommerpredigtreihe über ihr Lieblingslied „Wir strecken uns nach Dir“ gepredigt. Es war ein sehr schöner Gottesdienst – mal wieder draussen! Hier der Liedtext:

Wir strecken uns nach Dir

Wir strecken uns nach Dir, in Dir wohnt die Lebendigkeit. Wir trauen uns zu Dir, in Dir wohnt die Barmherzigkeit. Du bist, wie Du bist. Schön sind Deine Namen. Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.

Wir öffnen uns vor Dir, in Dir wohnt die Wahrhaftigkeit. Wir freuen uns an Dir, in Dir wohnt die Gerechtigkeit. Du bist, wie Du bist. Schön sind Deine Namen. Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.

Wir halten uns bei Dir, in Dir wohnt die Beständigkeit. Wir sehnen uns nach Dir, in Dir wohnt die Vollkommenheit. Du bist, wie Du bist. Schön sind Deine Namen. Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.

Friedrich Karl Barth (Text), Peter Janssens (Musik), Evangelisches Gesangbuch 664.

Zum Anhören auf Taufbegleiter.de, hier das Lied Nummer 3:

https://www.evangelisch.de/taufbegleiter/132319/lieder-zur-taufe

Die Predigt zum Download oder direkt nachlesen:

Wie ein aufgeschlagenes Buch liegt das Lied vor mir: Auf der einen Seite, da sind wir mit unserem Verhältnis zu Gott. Nachdem wir uns sehnen, zu dem wir Vertrauen haben, für den wir wunderschöne Namen haben.

Und auf der anderen Seite, da ist Gottes großes Haus, in dem all diese wunderschönen Namen ein Zimmer haben, bei ihm wohnen dürfen. Es sind Dinge, die die Welt oft nicht bieten kann, die wir uns deshalb von Gott erhoffen.

Was heißt Wohnen überhaupt? Für mich: Sich wohl fühlen, im Schlafanzug frühstücken, auch mal Kürmel haben, ganz sich selbst sein zu dürfen.

Mal schau’n, wie es in Gottes Haus zugeht.

Ich lade euch ein zu einem kleinen Streifzug: das 1. Zimmer: die Lebendigkeit:

Liebe Geschwister, damit fing alles an. Im 1. Buch Mose heißt es: Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.

So möchte Gott uns haben: Dass wir wach sind mit unseren Sinnen, genießen können, was wir schmecken, sehen riechen, fühlen. Dass wir Freude spüren können, weil wir um die Traurigkeit wissen, Schmerzen empfinden, weil wir sonst abstumpfen würden. Und so tanzt die Lebendigkeit bei aufgedrehten Boxen durch ihr Zimmer.

Sie muss sich nicht um gefakte Schönheitsideale kümmern, sie kann queer sein, sie darf alt sein, ein körperliches oder geistiges Manko haben – egal, so, wie sie ist, ist sie richtig. Danach strecken wir uns: Rauszukommen aus den Zwängen und Vorstellungen, wie man zu sein hat. Beim Strecken muss ich immer an den Speicher in unserer alten Wohnung denken. Die Leinen waren gespannt von Menschen, die viel größer waren als ich. Also hieß es für jede Wäscheklammer: Strecken.

Aber ich kam dran! Mit Gott kann ich lebendig sein.

Das nächste Zimmer: Die Barmherzigkeit. Die wohl schönste Geschichte von ihr steht im Lukasevangelium: Es ist die vom verlorenen Sohn. Ein junger Mann will partout sein Erbteil vor der Zeit haben, sagt sich los von seinem Vater und macht sich auf in die Fremde. Doch seine Lebensidee haut nicht hin, das Geld ist rasch aufgebraucht, er muss sich sogar als Schweinehirt verdingen. Schließlich traut er sich mittellos und heruntergekommen wieder nach Hause und hofft darauf, dass sein Vater ihn wieder aufnimmt.

Und sein Vater tut mehr als das: Er schenkt ihm sein bestes Gewand und feiert ein riesen Fest für den verloren geglaubten Sohn. Barmherzigkeit, die Tür zu ihrem Zimmer steht immer auf. In Gottes Haus wird sie nicht als Gutmensch madig gemacht. Sie darf aus dem Vollen schöpfen und für ihre Gäste auftischen und bis in die Nacht hinein feiern. Zu ihr trauen wir uns:

Wie ein Kind, dass, wenn es etwas ausgefressen hat, froh ist, wenn es da jemanden gibt, wo es die Sache loswerden kann. Der vielleicht geraderücken kann, aber auf jeden Fall den Druck wegnimmt, dass man sich nicht mehr so allein fühlt.

Barmherzigkeit, welch schöner Name Gottes.

Auf dem Namensschild an der nächsten Tür steht Wahrhaftigkeit.

Sie sitzt entspannt mit einem Glas Rotwein auf der Terrasse: kein Kampf mehr gegen Vorurteile, keine Lebenslügen mehr, keine Maskeraden mehr, das Herz kann aufatmen. Es fühlt sich angesehen und liebevoll erkannt.

Liebe Geschwister, damals, im alten Israel, gab Gott dem Samuel den Auftrag den kleinen Hirtenjungen David zum König salben. Samuel erhebt Einspruch, dieser habe doch überhaupt keine Befähigung dazu. Und so belehrt Gott den Samuel: Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an. Und rückt behutsam zurecht, was er sieht: freut sich an deinen guten Gaben, doch benennt auch deine Macken, aber ohne dich kleinzumachen, auf eine ehrliche, wahrhaftige Weise.

Liebe Geschwister, habt ihr schonmal einem Menschen gegenübergessen und das Gefühl gehabt: Dem kann ich alles sagen. Bei ihm bin ich gut aufgehoben. Der hat Zeit für mich…

So können und dürfen wir uns vor Gott öffnen.

Weiter geht’s – zur Gerechtigkeit. Wie werde ich sie antreffen? Die Gerechtigkeit hat die Füße hochgelegt. Als sie mein erstauntes Gesicht sieht, erklärt sie mir:

Ja, so ist das in Gottes Haus. Vorbei die Kämpfe, die zermürbenden Diskussionen, das gegen die Wand rennen. Hier wird niemand mehr unterdrückt, keiner ausgegrenzt, keiner übervorteilt. Die Schere zwischen arm und reich gibt es nicht mehr. Ein jeder und eine jede hat den Blick für den andern, Neid und Gier haben ausgedient.

Es ist so wie es der Prophet Jesaja verkündet hat: Fürchte dich nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. Komm, lass uns zum Fenster gehen, dann werden die Menschen Psalmen singen vor Freude, weil die Gerechtigkeit vom Himmel schaut.

Ja, so ist es: Wenn Menschen Gerechtigkeit erleben, dann treibt es sie schon mal singend und tanzend wie nach einem Fußballsieg auf die Straßen oder sie lächeln still in sich hinein voll zufriedener Dankbarkeit – Freude über Gerechtigkeit, wie schön, wenn wir sie in Gottes Namen erleben dürfen.

Auf zur Beständigkeit: Nach der großen Sintflut, die Gott über die Erde schickte, ist sie in sein Haus eingezogen. Da sprach Gott: Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Und so hat bei ihr alles seinen Platz. Sie liebt Rituale. Für Besuch setzt sie immer als erstes das Teewasser auf. Und dann macht sie es sich gemütlich.

Denn sie muss sich nicht mehr wehren, die ewig gestrige zu sein. Ihre dauerhaften Werte für das Zusammenleben sind in Gottes Haus wohlgelitten: Rücksicht, Respekt, Toleranz. An der Beständigkeit können wir uns festhalten auf dem Weg durch das Leben. Wenn früher in meinen Turnstunden die Kleinsten über die ach so schmale Turnbank balancieren wollten, begleitete ich sie mit einem angewinkelten Arm:

Hier hast du ein Geländer: Wenn du es brauchst, kannst du dich festhalten. So stell ich mir Gottes Beständigkeit vor.

Nun stehen wir vor dem letzten Zimmer – Vollkommenheit. Was mag uns erwarten? Strahlend hell ist das Zimmer. Ein Psalmvers fällt mir ein: Auf dem Zion, dem schönsten aller Berge, zeigt sich Gott in strahlendem Glanz. Doch, oh Wunder, alles ist voller Kürmel und mittendrin sitzt die Vollkommenheit und puzzelt.

Sie zuckt mit den Schultern: Ich bin noch längst nicht fertig. Aber ich bin froh, endlich ein Zuhause zu haben. Hier sagt keiner und keine mehr: Dich gibt es nicht. Und es verwechselt mich auch niemand mehr mit Perfektionismus. Der die Menschen unter Druck setzt und krank werden lässt. Für mich ist jeder Mensch aus vielen kleinen individuellen Puzzleteilchen zusammengesetzt. Wenn diese richtig ineinandergreifen, ist jeder und jede auf eigene Art und Weise vollkommen. Gott gibt den Raum dafür.

Nach solchen Momenten sehnen wir uns: Dass wir spüren: Eins zu sein mit uns, mit der Welt, in der wir leben und mit Gott. Dann können wir etwas erahnen von dem strahlenden Glanz, der uns in seinem Haus erwartet.

Liebe Geschwister, hier endet unser Streifzug. Wo würdet ihr gerne länger verweilen? Euch im Moment am wohlsten fühlen? Und: Welche Zimmer mag es noch geben?

Wie mag es aussehen bei der Hoffnung, der Freiheit oder der Güte? Vielleicht habt ihr Lust bekommen, in den nächsten Wochen weitere Namen für Gott zu finden und euch zu überlegen, wie diese Zimmer wohl ausschauen könnten.

Gott, du bist, wie du bist: Schön sind deine Namen. Und über allen steht: Ich bin da. Mögen die Menschen es in diesen Tagen erfahren: Ich bin da. Amen.

Gehalten im Gottesdienst am 18.07.2021 Prädikantin Monika Ruhnau

Segen

Abend der Begegnung 20.Juli 2021, 19.00 Uhr im Gemeindehaus Ketzberg

„Wir segnen Feuerwehrautos und Tiere, warum nicht Menschen, die sich lieben?“ – Um die Segnung von LGBT-Paaren in katholischen Gemeinden gab es vor wenigen Wochen öffentliche Debatten. Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ist in der evangelischen Kirche erst seit wenigen Jahren möglich. Ein Grund, sich etwas genauer über den Segen zu verständigen: Was ist Segen? Wer segnet? Ist Segnen „absegnen“? Wie kommt es, dass viele Menschen den Segen im Gottesdienst als den wichtigsten Teil verstehen? Und wie passt Segen in den Alltag?

Der Abend der Begegnung ist eine Gelegenheit zum Gespräch. Man kann aber auch nur zuhören. Der Ton ist freundlich und persönlich.

Erstmals seit Monaten gibt es wieder ein analoges Treffen im Gemeindehaus. Es gibt Getränke, Brot und Butter. Wer mag, bringt gern eine Kleinigkeit zum Teilen mit (bitte hygienisch, z.B. Portionen in Papier verpackt)

Termin: Dienstag, 20.Juli 2021, 19.00-ca. 21.00 Uhr
Ort: Ev. Gemeindehaus Ketzberg, Tersteegenstr. 52 a, 42653 Solingen
Infos: Pfarrer Christof Bleckmann, Tel. 0157 3066 7301, christof.bleckmann@ekir.de, Tersteegenstr. 52 a, 42653 Solingen

Foto (Rio: Segnender Christus): Carlosh  / pixelio.de