Danke an alle Mitwirkenden!

Gestern Abend (1.10.2021) hatten wir eine sehr schöne Nacht der offenen Kirchen in Ketzberg. Anbei ein paar Impressionen vom Unisono-Auftritt…

Alle Fotos: Nicola Henkel

Klang-Performance mit Kirchenglocken, elektronischer Musik und Trompete (Christopher Collins)

Fotos: Christof Bleckmann

Was für eine Nacht! Es ist Solinger Nacht der offenen Kirchen, und in Ketzberg hat Unisono in einer offenen Chorprobe gezeigt, wie Stimmen und Stimmung gebildet werden. 90 begeisterte Zuhörerinnen und Zuhörer erlebten Chorleiterin Elisabeth Szakàcs und über 30 Sängerinnen und Sänger in Aktion: Moderne Gospel- und Popmusik vom Feinsten. Die Darbietung war aber kein Konzert – das folgt am 13. und 14.11.2021- sondern wirklich eine Probe und damit eine seltene Gelegenheit, bei der chorischen Feinarbeit dabei zu sein.

Voller Überraschungen war das Konzert von Christopher Collings (Trompete) und Juan Verdaguer (elektronische Musik). Sie komponierten mit Naturklängen und dem Glockengeläut der Ketzberger Kirche eine besondere Klanginstallation. So gab es die Kirchenglocken noch nie zu hören, vermischt mit einem Sound, der mal Ruhe, mal Irritation und Staunen vermittelte.

Nacht der offenen Kirchen 01.10.2021 – bei uns:


Musik! Musik! Musik!

19:30-24:00 Uhr

Neue Klänge zum Zuhören und Mitmachen: Gospel mit Unisono und ein Klang-Kunst-Projekt mit Trompete, Computersounds und den Glocken der Ketzberger Kirche

19:30 bis 20:30 Uhr: Offene Chorprobe mit Gospelchor Unisono: pure Begeisterung für moderne Gospel- und Popmusik. Leitung: Elisabeth Szakács.

21:00 bis 23:00 Uhr:  Performative Klanginstallation für Trompete, Elektronik und Kirchenglocken: Für die Nacht der offenen Kirchen präsentieren Christopher Collings (Solingen) und Juan Verdaguer (Argentinien) einen musikalischen Ausschnitt ihres interdisziplinären Kunstprojekts, das vom 8. bis 10. Oktober 2021 auch im Lichtturm Solingen stattfinden wird. Die performative Klanginstallation besteht aus einem 3D-Surround Sound Erlebnis, für das elektronisch reproduzierte Naturkulissen mit Trompetenklängen und den Glocken der Kirche Ketzberg vermischt werden.

23:00 bis 24:00 Uhr:  Offene Kirche

Neue Regeln für den Gottesdienstbesuch bzw. Gruppen/Veranstaltungen

Liebe Gemeindemitglieder,

mit der neuen Coronaschutzverordnung kommen veränderte Regelungen. Gleich geblieben sind das Abstandsgebot (1,5 m), die Handdesinfektion und die medizinische Maske bis zum Platz. Entfallen kann die Dokumentation. Sie müssen also die Luca-App nicht mehr nutzen bzw. keinen Zettel mit Ihren Kontaktdaten mehr ausfüllen.

Für mehr Sicherheit für alle Teilnehmer bitten wir Sie nun aber am Eingang um den Nachweis Ihrer Immunisierung oder Ihres negatives Bürgertest-Ergebnisses bzw. negativem PCR-Tests. Der Test darf höchstens 48 Stunden zurückliegen.

Immunisiert sind vollständig geimpfte sowie genesene Personen.

Da wir das beim Ankommen kontrollieren müssen, halten Sie bitte Ihren Impfausweis oder ihr Testzertifikat sowie einen Lichtbildausweis parat.

Wenn dies bei Ihnen alles nicht der Fall ist, können wir Ihnen leider keinen Zutritt gewähren. Alternativ ist – je nach Wetterlage – ein Zusehen/Zuhören von draussen durch die Sommerkirchentür möglich.

Ohne Maske singen dürfen wir drinnen nur, wenn alle geimpft oder genesen sind oder einen negativen PCR-Test nachweisen können. Daher kann dies nur spontan entschieden werden. Wenn Besucher mit einem Bürgertest anwesend sind, müssen wir alle die Masken beim Singen tragen.

Schulpflichtige Kinder und Jugendliche mit Schülerausweis gelten aufgrund ihrer Teilnahme an den verbindlichen Schultestungen als getestete Personen. Kinder bis zum Schuleintritt sind ohne Vornahme eines Coronatests getesteten Personen gleichgestellt. Kinder bis zum Schuleintritt sind von der Verpflichtung zum Tragen einer Maske ausgenommen

Analog gelten diese Regelungen für alle Gemeindegruppen/-veranstaltungen auch im Gemeindezentrum.

Wir bedanken uns bereits jetzt für Ihre Mitarbeit, bleiben Sie gesund!

Ihre

Nicola Henkel

Quelle: www.gemeindebrief.de, Zeichnung: Mester

United4Rescue – Update

Liebe Gemeindemitglieder,

wir unterstützen auch weiterhin das Bündnis United4Rescue. Hier ein Update und Materialien zur Information für Sie:

Zwei Schiffe haben wir bislang als Bündnis ins Mittelmeer geschickt und zahlreiche weitere Rettungseinsätze durch unsere Förderung ermöglicht. Nun kommt ein Flugzeug für Beobachtungsmissionen hinzu. Doch leider wird das Retten von Menschen durch unsere Projektpartner auf dem Wasser regelmäßig durch staatliche Blockaden verhindert.

Wo wir lange von der Ignoranz der europäischen Staaten gesprochen haben, zeigt sich inzwischen politisches Handeln der Verhinderung und Kriminalisierung ziviler Seenotrettung. Viele Menschen, die auf dem Mittelmeer in Not geraten kostet das ihr Leben.

Weil man Menschen nicht ertrinken lässt gehen wir am 7.8. deutschlandweit auf die Straße.

Unsere zentrale Forderung: „Seenotrettung ist #unverhandelbar – Free the Ships, Stop the Pushbacks, Menschenrechte jetzt“. Bislang sind in folgenden Städten Aktionen geplant: München, Frankfurt (Main), Köln, Hamburg (am 8.8.), Dresden, Münster, Norden, Berlin, Freiburg. Schreibt uns für genauere Infos: unverhandelbar@united4rescue.com

Quelle für Fotos und Dokumente: www.united4rescue.com

Ich gebe der Gemeinde den Rest…

Unsere Aktion 1, 2 und 5 Cent-Münzen zu sammeln  – 10 Cent gehen natürlich auch 😉 – und „der Gemeinde den Rest“ zu geben läuft auch 2021 weiter.

Jetzt mit neugestalteter Sammelbox, welche Sie hier herunterladen können:

Die neuen Sammelboxen gibt es auch ausgedruckt zum Mitnehmen in Kirche und Gemeindezentrum.

Danke allen Spendern! Sie unterstützen damit unsere Gemeindearbeit.

Sammeln Sie einfach zu Hause weiter und bringen das Geld mit, wenn Sie zu einem Gottesdienste oder einer Veranstaltungen kommen. Es kann bei unserer Küsterin (oder anderem Mitarbeiter) abgegeben werden.

Quelle Foto mit Münzen: www.gemeindebrief.de

Präses Thorsten Latzel: „Gott ist der Ort, wo wir unsere Klage lassen können“

Ökumenische Gottesdienste für die von der Flutkatastrophe Betroffenen
Düsseldorf/Trier/Soest (18. Juli 2021). „Gott ist nicht die Antwort auf all unsere Fragen, schon gar nicht jetzt, in diesen Stunden. Aber Gott ist der Ort, wo wir unsere Klage lassen können.“ Das hat Präses Dr. Thorsten Latzel in einem ökumenischen Gottesdienst aus Anlass der Flutkatastrophe am gestrigen Abend, 17. Juli, in der Konstantin-Basilika in Trier betont. Zuvor war er gemeinsam mit der örtlichen Pfarrerin Vanessa Kluge im von der Flutkatastrophe stark getroffenen Trierer Stadtteil Ehrang unterwegs gewesen. Auch das ist Thema im Gottesdienst.

„Beim Seelsorge-Gang durch Ehrang zum Verteilen von Kaffee, Brötchen und Keksen trafen wir auf eine Frau aus der Gemeinde. Sie hatte das Kruzifix ihrer katholischen Oma im überschwemmten Keller gefunden und sichtbar nach draußen auf eine rote Kiste gestellt. Der Gekreuzigte im Schlamm der Überschwemmung. Für mich ist Gott heute genau dort gewesen – mitten im Schlamm der Überschwemmung, auf der Seite der leidenden Menschen, wie seit Urzeiten im Kampf gegen die Chaosmächte“, schreibt Präses Dr. Thorsten Latzel in seinem theologischen Impuls „Die Fluten als widergöttliche Chaosmächte – oder: Christus im Schlamm. Theologische Gedanken zur Überschwemmung“. Wie Gott in der Geschichte handele, bleibe uns letztlich verborgen. „Wir wissen aber um die Liebe Gottes zu allen seinen Geschöpfen – eine kreative, kämpferische, mitleidende Liebe. Eine Liebe, die keine Chaosfluten schafft, sondern sie im Gegenteil verhindert. Sinnbild dessen ist für mich Christus als leidender Schöpfungsmittler am Kreuz“, schreibt Latzel weiter.

Was Kirche tun kann: Orte bieten, um vor Gott klagen und weinen zu können
Trauer, Rettung und Gebet – das sind zentrale Worte aus der Predigt und aus den persönlichen Gedanken der Gäste im Hörfunkgottesdienst. Präses Dr. Thorsten Latzel hat besonders eine Begegnung in Sinzig bewegt: „Dort kamen zwölf Menschen in einer Behinderten-Einrichtung ums Leben. Der Bürgermeister der Stadt sagte nach dem Gedenkgottesdienst: ‚Das war das erste Mal, dass ich seit Tagen zur Ruhe kommen und weinen konnte.‘ Das ist es, was wir als Kirche jetzt tun können: Orte zu bieten, um vor Gott zur Ruhe zu kommen und klagen, weinen zu können.“

Stichwort: #unwetterklage
Die Evangelische Kirche im Rheinland hat einen digitalen Klageraum freigeschaltet. Dort ist Platz für Sorge, Bitten und Trauer. Präses Dr. Thorsten Latzel hat im Klageraum ein Flut-Gebet gepostet. Darin bittet er: „Gott, gib uns Mut, wieder aufzustehen. Gegen Schlamm und Schutt. Lass uns füreinander Trösterinnen und Hoffnungsbringer sein. Gott, hilf uns umzugehen mit dem, was wir nicht verstehen. Und hilf uns so zu leben, dass sich solche Katastrophen nicht vermehren.“

Zur Lage in Solingen:

Team der Notfallseelsorge Solingen im Einsatz
„Es war gegen 22.30 Uhr am Mittwochabend, als Einsatzkräfte begannen, den Solinger Stadtteil Unterburg zu evakuieren“, berichtet Thomas Förster, Pressesprecher des Evangelischen Kirchenkreises Solingen. Weil Wupper und ein Nebenfluss sich immer reißender in den idyllischen Stadtteil ergossen, habe der Krisenstab beschlossen, Bewohnerinnen und Bewohner des überfluteten Stadtteils in eine höhergelegene Grundschule zu bringen. Im Rahmen des Einsatzplans löste die Einsatzleitung der Feuerwehr demnach auch Alarm für die Notfallseelsorge aus, die in Solingen vor allem von der Evangelischen Kirche getragen wird, wie der Kirchenkreis in einer Pressemitteilung erläutert.

Zwei Pfarrer, eine Pfarrerin, ein ehrenamtlicher Seelsorger und eine ehrenamtliche Seelsorgerin blieben demnach bis zum frühen Donnerstagmorgen in der Grundschule sowie in der provisorisch durch das Deutsche Rote Kreuz mit Feldbetten ausgestatteten Schulturnhalle. „Wir gingen von Raum zu Raum und boten den Menschen, die im Laufe des späten Abends und der Nacht zur Sammelstelle gebracht wurden, Gespräche an, um die Situation zu verarbeiten“, erklärt Pfarrer Klaus Hammes, der im Evangelischen Kirchenkreis Solingen auch Vorsitzender des Beirats für die Notfallseelsorge ist. Peter Binz war als ehrenamtlicher Notfallseelsorger vor Ort: „Wir hatten viele gute Gespräche.“ Auch Renate Tomalik war gegen Mitternacht nachalarmiert worden und bis gegen 5 Uhr als Notfallseelsorgerin aktiv. „Ich habe alle möglichen Reaktionen erlebt“, berichtet die Klinikpfarrerin, „einige waren völlig cool. Andere begegneten mir tief verzweifelt, manche haderten mit Gott.“ Auch Magda Becker war als Ehrenamtliche in der Sporthalle vor Ort.

Ein sechster Notfallseelsorger suchte in der Hauptfeuerwache das Gespräch mit Einsatzkräften, die besonders belastende Situationen erfahren hatten. Um 12 Uhr am Donnerstag konnte auch die letzte Person mit ihrem Hund die Turnhalle der Grundschule verlassen. Nachdem die Pegelstände in Unterburg im Laufe des Tages kräftig gefallen waren, durften gegen Mittag laut dem Kirchenkreis Solingen die ersten Unterburger in ihre Häuser zurückkehren. Auch hier kümmerten sich eine Notfallseelsorgerin und ein Notfallseelsorger vor Ort. Der Solinger Krisenstab hatte sie gebeten, Menschen ein Gesprächsangebot zu machen, die nach ihrer Rückkehr verarbeiten mussten, welche Schäden das Hochwasser an ihrem Zuhause angerichtet hatte. Bis zum späten Nachmittag waren sie in ihren violetten Warnwesten mit dem gut lesbaren Schriftzug „Seelsorge“ im Stadtteil unterwegs.

Kirche in Solingen-Unterburg von Fluten der Wupper erwischt

Von den erschreckenden Ausmaßen des Hochwassers der vergangenen Tage blieben auch die Kirchengemeinden im Kirchenkreis Lennep. Wie der Kirchenkreis mitteilt, wurde die Kirche Unterburg im Solinger Stadtteil Unterburg und der angrenzende historische Friedhof von den Fluten der Wupper in Mitleidenschaft gezogen. Das denkmalgeschützte Kirchengebäudeam Ufer der Wupper aus Bruchstein im bergischen Barockstil war demnach von den Wassermassen schnell umschlossen. Auch der benachbarte historische Friedhof aus dem Jahr 1744 sei alsbald von den braunen Fluten bedeckt gewesen. „Sobald das Wasser abgeflossen ist, werden wir die Schäden, die das Hochwasser an unserer Kirche, auf dem Friedhof und im angrenzenden Gemeindehaus angerichtet hat, sichten“, sagte die für Burg zuständige Pfarrerin Almuth Conrad aus der Kirchengemeinde Wermelskirchen.

Hilfsangebote in Solingen:
Spendenkonto der Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung
IBAN DE97 3425 0000 0001 6633 84
Stichwort: Hochwasser-Hilfe Solingen

Sie wollen helfen? Sie benötigen Hilfe? Koordinierungstelefon
0212 / 1491 2230
hochwasserhilfe@solingen.de
Quelle: ekir.de

Predigt zum Lied „Wir strecken uns nach Dir“

Foto: Nicola Henkel

Liebe Gemeindemitglieder,

heute hat Prädikantin Monika Ruhnau in unserer Sommerpredigtreihe über ihr Lieblingslied „Wir strecken uns nach Dir“ gepredigt. Es war ein sehr schöner Gottesdienst – mal wieder draussen! Hier der Liedtext:

Wir strecken uns nach Dir

Wir strecken uns nach Dir, in Dir wohnt die Lebendigkeit. Wir trauen uns zu Dir, in Dir wohnt die Barmherzigkeit. Du bist, wie Du bist. Schön sind Deine Namen. Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.

Wir öffnen uns vor Dir, in Dir wohnt die Wahrhaftigkeit. Wir freuen uns an Dir, in Dir wohnt die Gerechtigkeit. Du bist, wie Du bist. Schön sind Deine Namen. Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.

Wir halten uns bei Dir, in Dir wohnt die Beständigkeit. Wir sehnen uns nach Dir, in Dir wohnt die Vollkommenheit. Du bist, wie Du bist. Schön sind Deine Namen. Halleluja. Amen. Halleluja. Amen.

Friedrich Karl Barth (Text), Peter Janssens (Musik), Evangelisches Gesangbuch 664.

Zum Anhören auf Taufbegleiter.de, hier das Lied Nummer 3:

https://www.evangelisch.de/taufbegleiter/132319/lieder-zur-taufe

Die Predigt zum Download oder direkt nachlesen:

Wie ein aufgeschlagenes Buch liegt das Lied vor mir: Auf der einen Seite, da sind wir mit unserem Verhältnis zu Gott. Nachdem wir uns sehnen, zu dem wir Vertrauen haben, für den wir wunderschöne Namen haben.

Und auf der anderen Seite, da ist Gottes großes Haus, in dem all diese wunderschönen Namen ein Zimmer haben, bei ihm wohnen dürfen. Es sind Dinge, die die Welt oft nicht bieten kann, die wir uns deshalb von Gott erhoffen.

Was heißt Wohnen überhaupt? Für mich: Sich wohl fühlen, im Schlafanzug frühstücken, auch mal Kürmel haben, ganz sich selbst sein zu dürfen.

Mal schau’n, wie es in Gottes Haus zugeht.

Ich lade euch ein zu einem kleinen Streifzug: das 1. Zimmer: die Lebendigkeit:

Liebe Geschwister, damit fing alles an. Im 1. Buch Mose heißt es: Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.

So möchte Gott uns haben: Dass wir wach sind mit unseren Sinnen, genießen können, was wir schmecken, sehen riechen, fühlen. Dass wir Freude spüren können, weil wir um die Traurigkeit wissen, Schmerzen empfinden, weil wir sonst abstumpfen würden. Und so tanzt die Lebendigkeit bei aufgedrehten Boxen durch ihr Zimmer.

Sie muss sich nicht um gefakte Schönheitsideale kümmern, sie kann queer sein, sie darf alt sein, ein körperliches oder geistiges Manko haben – egal, so, wie sie ist, ist sie richtig. Danach strecken wir uns: Rauszukommen aus den Zwängen und Vorstellungen, wie man zu sein hat. Beim Strecken muss ich immer an den Speicher in unserer alten Wohnung denken. Die Leinen waren gespannt von Menschen, die viel größer waren als ich. Also hieß es für jede Wäscheklammer: Strecken.

Aber ich kam dran! Mit Gott kann ich lebendig sein.

Das nächste Zimmer: Die Barmherzigkeit. Die wohl schönste Geschichte von ihr steht im Lukasevangelium: Es ist die vom verlorenen Sohn. Ein junger Mann will partout sein Erbteil vor der Zeit haben, sagt sich los von seinem Vater und macht sich auf in die Fremde. Doch seine Lebensidee haut nicht hin, das Geld ist rasch aufgebraucht, er muss sich sogar als Schweinehirt verdingen. Schließlich traut er sich mittellos und heruntergekommen wieder nach Hause und hofft darauf, dass sein Vater ihn wieder aufnimmt.

Und sein Vater tut mehr als das: Er schenkt ihm sein bestes Gewand und feiert ein riesen Fest für den verloren geglaubten Sohn. Barmherzigkeit, die Tür zu ihrem Zimmer steht immer auf. In Gottes Haus wird sie nicht als Gutmensch madig gemacht. Sie darf aus dem Vollen schöpfen und für ihre Gäste auftischen und bis in die Nacht hinein feiern. Zu ihr trauen wir uns:

Wie ein Kind, dass, wenn es etwas ausgefressen hat, froh ist, wenn es da jemanden gibt, wo es die Sache loswerden kann. Der vielleicht geraderücken kann, aber auf jeden Fall den Druck wegnimmt, dass man sich nicht mehr so allein fühlt.

Barmherzigkeit, welch schöner Name Gottes.

Auf dem Namensschild an der nächsten Tür steht Wahrhaftigkeit.

Sie sitzt entspannt mit einem Glas Rotwein auf der Terrasse: kein Kampf mehr gegen Vorurteile, keine Lebenslügen mehr, keine Maskeraden mehr, das Herz kann aufatmen. Es fühlt sich angesehen und liebevoll erkannt.

Liebe Geschwister, damals, im alten Israel, gab Gott dem Samuel den Auftrag den kleinen Hirtenjungen David zum König salben. Samuel erhebt Einspruch, dieser habe doch überhaupt keine Befähigung dazu. Und so belehrt Gott den Samuel: Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an. Und rückt behutsam zurecht, was er sieht: freut sich an deinen guten Gaben, doch benennt auch deine Macken, aber ohne dich kleinzumachen, auf eine ehrliche, wahrhaftige Weise.

Liebe Geschwister, habt ihr schonmal einem Menschen gegenübergessen und das Gefühl gehabt: Dem kann ich alles sagen. Bei ihm bin ich gut aufgehoben. Der hat Zeit für mich…

So können und dürfen wir uns vor Gott öffnen.

Weiter geht’s – zur Gerechtigkeit. Wie werde ich sie antreffen? Die Gerechtigkeit hat die Füße hochgelegt. Als sie mein erstauntes Gesicht sieht, erklärt sie mir:

Ja, so ist das in Gottes Haus. Vorbei die Kämpfe, die zermürbenden Diskussionen, das gegen die Wand rennen. Hier wird niemand mehr unterdrückt, keiner ausgegrenzt, keiner übervorteilt. Die Schere zwischen arm und reich gibt es nicht mehr. Ein jeder und eine jede hat den Blick für den andern, Neid und Gier haben ausgedient.

Es ist so wie es der Prophet Jesaja verkündet hat: Fürchte dich nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. Komm, lass uns zum Fenster gehen, dann werden die Menschen Psalmen singen vor Freude, weil die Gerechtigkeit vom Himmel schaut.

Ja, so ist es: Wenn Menschen Gerechtigkeit erleben, dann treibt es sie schon mal singend und tanzend wie nach einem Fußballsieg auf die Straßen oder sie lächeln still in sich hinein voll zufriedener Dankbarkeit – Freude über Gerechtigkeit, wie schön, wenn wir sie in Gottes Namen erleben dürfen.

Auf zur Beständigkeit: Nach der großen Sintflut, die Gott über die Erde schickte, ist sie in sein Haus eingezogen. Da sprach Gott: Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Und so hat bei ihr alles seinen Platz. Sie liebt Rituale. Für Besuch setzt sie immer als erstes das Teewasser auf. Und dann macht sie es sich gemütlich.

Denn sie muss sich nicht mehr wehren, die ewig gestrige zu sein. Ihre dauerhaften Werte für das Zusammenleben sind in Gottes Haus wohlgelitten: Rücksicht, Respekt, Toleranz. An der Beständigkeit können wir uns festhalten auf dem Weg durch das Leben. Wenn früher in meinen Turnstunden die Kleinsten über die ach so schmale Turnbank balancieren wollten, begleitete ich sie mit einem angewinkelten Arm:

Hier hast du ein Geländer: Wenn du es brauchst, kannst du dich festhalten. So stell ich mir Gottes Beständigkeit vor.

Nun stehen wir vor dem letzten Zimmer – Vollkommenheit. Was mag uns erwarten? Strahlend hell ist das Zimmer. Ein Psalmvers fällt mir ein: Auf dem Zion, dem schönsten aller Berge, zeigt sich Gott in strahlendem Glanz. Doch, oh Wunder, alles ist voller Kürmel und mittendrin sitzt die Vollkommenheit und puzzelt.

Sie zuckt mit den Schultern: Ich bin noch längst nicht fertig. Aber ich bin froh, endlich ein Zuhause zu haben. Hier sagt keiner und keine mehr: Dich gibt es nicht. Und es verwechselt mich auch niemand mehr mit Perfektionismus. Der die Menschen unter Druck setzt und krank werden lässt. Für mich ist jeder Mensch aus vielen kleinen individuellen Puzzleteilchen zusammengesetzt. Wenn diese richtig ineinandergreifen, ist jeder und jede auf eigene Art und Weise vollkommen. Gott gibt den Raum dafür.

Nach solchen Momenten sehnen wir uns: Dass wir spüren: Eins zu sein mit uns, mit der Welt, in der wir leben und mit Gott. Dann können wir etwas erahnen von dem strahlenden Glanz, der uns in seinem Haus erwartet.

Liebe Geschwister, hier endet unser Streifzug. Wo würdet ihr gerne länger verweilen? Euch im Moment am wohlsten fühlen? Und: Welche Zimmer mag es noch geben?

Wie mag es aussehen bei der Hoffnung, der Freiheit oder der Güte? Vielleicht habt ihr Lust bekommen, in den nächsten Wochen weitere Namen für Gott zu finden und euch zu überlegen, wie diese Zimmer wohl ausschauen könnten.

Gott, du bist, wie du bist: Schön sind deine Namen. Und über allen steht: Ich bin da. Mögen die Menschen es in diesen Tagen erfahren: Ich bin da. Amen.

Gehalten im Gottesdienst am 18.07.2021 Prädikantin Monika Ruhnau