In der Osternacht war ich in den Straßen von Gräfrath unterwegs und habe auf Gehwege und Bürgersteige die Osterbotschaft geschrieben: Der Herr ist auferstanden! Manchmal auch ergänzt: Er ist wahrhaftig auferstanden! – so lange bis meine Straßenkreide alle war! Ich fand, das war eine klasse Aktion, dieser stille Flashmob, an dem ich mich da beteiligt habe – und der Inhalt ist es sowieso! Diese gute Nachricht muss raus auf die Straßen. In diesem Jahr umso mehr, da die Kirchen für unsere Oster-Gottesdienste geschlossen waren.
Auf die Straße hinaus trieb es auch zwei Jünger Jesu, die sogenannten Emmaus-Jünger. Obwohl es schon Abend war und bald Nacht würde. Darum hatten sie ja den unbekannten Wanderer eingeladen, bei ihnen zu bleiben. Der fremde Mann hatte sich auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus zu ihnen gesellt, als sie so traurig nach Hause gingen. Was sollten sie noch in Jerusalem? Jesus gekreuzigt und dann das seltsame Gerede der Frauen vom leeren Grab? Und dass Jesus auferstanden sei! Die beiden wussten nicht so recht, was sie von alledem halten sollten.
Der Mann spricht sie an, scheinbar neugierig, was sie da unterwegs so traurig besprechen. Und sie schütten ihm ihr Herz aus, erzählen ihm alles, was passiert ist in den letzten Tagen in Jerusalem. Und der Mann hört zu, fragt nach und erklärt – er weiß gut Bescheid in den alten Schriften und sagt – das musste alles genau so passieren. Der Retter, den Gott schickt, wird sterben und auferstehn. Die beiden staunen und hören aufmerksam zu. Wie lebendig der Fremde ihnen die alten Schriften auslegt. So hatten sie das noch nie gehört!
Als sie zu Hause angekommen sind, ist es Abend geworden. Sie laden den Mann ein, bei ihnen zu bleiben, denn bald schon wird es Nacht werden. Gemeinsam setzen sie sich an den Tisch. Der Fremde nimmt das Brot, bricht es und im selben Moment begreifen die Jünger, wer da bei ihnen am Tisch sitzt.
Im nächsten Augenblick ist Jesus nicht mehr zu sehen. Sie fragen sich: Wie ist das nur möglich? Den ganzen Weg von Jerusalem sind wir mit ihm gegangen und haben ihn nicht erkannt. Aber es wurde uns immer leichter ums Herz!
Es hält sie nicht mehr zu Hause. Sie müssen wieder raus auf die Straße. Voller Freude laufen die beiden Jünger so schnell wie möglich zurück nach Jerusalem. Trotz Dunkelheit, trotz Nacht. Das müssen sie den anderen so schnell wie möglich erzählen! Die sollen die gute Nachricht erfahren: Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Noch ist die Kreide-Botschaft auf dem Bürgersteig vor meinem Haus zu lesen. Wenn ich raus gehe in den Alltag, geht die Osterbotschaft mit. Das ist nicht vorbei, auch wenn die beiden Osterfeiertage um sind. Der auferstandene Herr geht mit. Er ist mit mir unterwegs, teilt meine Sorgen, hört meine Fragen, gibt Trost und Zuversicht, wenn ich traurig und niedergeschlagen bin. Und immer wieder – wie bei den Emmaus-Jüngern – Momente des Glücks, der Dankbarkeit und der Erkenntnis: Ja! Jesus lebt! Er ist wahrhaftig auferstanden. Diese Nachricht muss raus – unter die Leute – auf die Straße!
Bärbel Albers