Wort der Zuversicht: Glückselig sein

Es gibt Zeiten, da wird man auf seinen eigenen Konfirmationsspruch aufmerksam. Meiner ist: „Selig sind die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden!“ Matthäus 5,4. Ich konnte lange damit nichts anfangen. Mir ging es ja bisher verhältnismäßig gut und dafür bin ich dankbar. Klar es gab und gibt auch schwierige Zeiten, doch tiefes Leid musste ich noch nicht erleiden.
Jesus, der Erfinder dieses Satzes steht auf einem Berg. Er sieht das Volk vor sich. Und das berührt ihn. Er sieht nicht nur viele Leute, eine große Masse, anonym. Er sieht jeden Einzelnen. Er weiß, was ihnen fehlt, woran sie leiden und er weiß, was sie brauchen. Und er sagt ja nicht: euer Leid soll auf einen Schlag beendet sein. Er sagt auch nicht: euer Leid ist Ausdruck des Zornes Gottes über diese gottlose Welt. Er sagt auch nicht: nehmt eure Leid nicht so ernst. Kopf hoch, wird schon wieder. Nein er spricht: Selig seid ihr, makarios – glückselig. Warum soll ich mich glückselig schätzen, wenn ich Leid trage. Ich will Leid vermeiden, ihm aus dem Weg gehen, es los werden. Klar, wer nicht.
Aber wenn es da ist, darf mich deshalb glückselig schätzen, weil ich zwei Perspektiven haben darf. Das Erste: Ich bin in meinem Leid nicht allein. Jesus ist da. Kein Leid kann mich von seiner Liebe trennen, er geht deinem Leid nicht aus den Weg, er leidet mit.
Und das zweite: einmal wird alles Leid überwunden sein, einmal wird er alle Tränen abwischen, kein Leid, keine Krankheit, keine Seuche, kein Tod mehr, keine Angst, keine Sorge mehr. Darin liegt der Trost: denn sie sollen getröstet werden – schon hier und erst recht in seinem Reich.
Und noch etwas: „Selig sind die da Leid tragen“ – das sind für mich diejenigen, die gerade jetzt einen ungeheuren Dienst leisten: alle, die im Arztberuf, im Pflegebereich tätig sind – nicht nur bei uns in Deutschland, ich denke an Italien und Spanien, an die Leute, die dort bis zur Erschöpfung arbeiten, um zu verhindern, dass der Corona den Tod bringt. Und ich denke an die Seelsorge dort und an vielen Punkten dieser Erde, deren Beruf es ist, zu trösten, mitzuleiden, beizustehen, zu beten, Hände zu halten – ohne die Hände berühren zu dürfen, in den Arm zu nehmen und das auf Abstand.
Sie werden getröstet werden und jede und jeder, die da mittun, die in diesen Tagen zum Tröster werden, werden selbst einmal getröstet werden. Glückselig sind sie.
Pfarrer Thomas Schorsch 30.03.2020

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