Bedauerlicher Vorfall, aber Fortsetzung im Jahr 2021
“Ich beobachte die Bienen gern. Ich bin völlig begeistert!” Gerhard Oberstraß ist Imker. Eines seiner Völker konnte er im Sommer 2020 in der hinteren Ecke auf dem Ketzberger Friedhof aufstellen. Der Standort ist geeignet, weil die Bienen dort ideale Lebensbedingungen haben: hinter der Friedhofshecke sind Felder, es gibt viele Wildblumen und auf dem Friedhof sind bienenfreundliche Pflanzen wie Lavendel. “Bienen haben einen Radius von zwei bis drei Kilometern. Hier finden sie alles”, sagt der 71jährige Oberstraß, der früher als Besteckschleifer arbeitete.
Beobachten auf Distanz
Bienen sind friedliche Tiere. “Sie stechen nur, wenn sie einen Grund haben”, weiß Oberstraß, nämlich wenn sie bedrängt oder gequetscht werden. Man kann Bienen gefahrlos aus einiger Entfernung beobachten. Dann sieht man, wie das Flugloch von Wächterbienen geschützt wird, oder wie Bienen mit viel Blütenstaub an den Beinen herangeflogen kommen. Das Bienenvolk besteht aus weiblichen Arbeiterbienen, die die Königin und die Larven versorgen. “Na Mädels”, begrüßt Gerhard Oberstraß seine Bienen, um die er sich regelmäßig kümmert. Er hat das Imker-Handwerk von seinem Schwiegersohn erlernt, der sich seit 15 Jahren für Bienen engagiert. Ein Bienenvolk ist ein sensibles Ganzes, es besteht aus 5.000 bis 50.000 Einzeltieren, deren Zusammenarbeit fasziniert.
Die Bienenstöcke hat der Imker vor dem Winter vom Ketzberger Friedhof abgeholt und bereitet sie vor, im nächsten Jahr wieder dort aufgestellt zu werden. Leider gab es einen unerfreulichen Zwischenfall, der dem Bienenvolk das Leben kostete: offenbar hat jemand unbefugt den Deckel des Bienenstocks geöffnet, dabei ist Ameisensäure verschüttet worden, die eigentlich gegen Milben schützt. Die veränderte Dosis der Säure hat dem sensible Bienenvolk nicht gut getan.
Respekt vor sensiblem Bienenvolk
Der Schaden ist auf Unachtsamkeit und Unkenntnis zurückzuführen, deshalb rät Imker Oberstraß, den Bienenstock nicht zu berühren. Die Absperrung darf nicht überwunden werden und auf keinen Fall soll jemand den Deckel öffnen. Ab Frühjahr 2021 soll es wieder ein Bienenvolk auf dem Ketzberger Friedhof geben. Einmal mehr zeigt sich, dass der Friedhof nicht nur ein Platz für Verstorbene ist, sondern auch ein natürlicher Lebensraum von ökologischem Wert.
Text: Bleckmann
Fotos: Oberstraß, Bleckmann