Mein Konfirmationsspruch von Pfr. Benedens

Die nachfolgende Predigt wurde gehalten am 15.07.2018 zum Start der Sommergottesdienstreihe „Mein Konfirmationsspruch“

Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder!

Am 30. Mai 1976 wurde ich in der Christuskirche in Rheinhausen konfirmiert. Zwei Jahre Konfirmandenunterricht gingen dem voraus: das erste dreiviertel Jahr wurde von einem kurz vor der Rente stehenden Pfarrer unterrichtet: Pfarrer Stähler; eine ganz kurze Zeit am Ende des ersten Konfijahres vom damaligen Jugendleiter in der Gemeinde, Hans Jansen. Das zweite Jahr vom Pfarrer des Nachbarbezirkes, Pfr. Zieger. Im Wesentlichen bestand mein Konfirmandenunterricht aus Abhören des Gelernten: 2 Bibelsprüche, 2 Gesangbuchliedverse und in der Regel eine Frage des Heidelberger Katechismus waren das Pensum, das wir Woche für Woche zu lernen hatten. Zeit für viel mehr war da nicht, denn wir waren 28 und da ging die meiste Zeit für’s Abfragen drauf. Das ist unser Konfirmationsfoto, ich habe keine Erinnerung daran, ob es vor oder nach dem Gottesdienst aufgenommen wurde, ich glaube aber eher vorher. Und damit Ihr mir auch weiter zuhört, hier schon mal die Auflösung. In der hinteren Reihe, der 4. Von links bin ich:

Foto: privat H.Benedens

Mit modernen Rundschnitt, Riesenfliege und noch ohne Brille. Von den anderen auf dem Foto (wegen des Datenschutzes hier nicht abgebildet) weiß ich, glaube ich noch 3 Namen, habe die meisten auch seit gefühlt „ewigen Zeiten“ nicht mehr gesehen. Aber wer weiß: in 8 Jahren habe ich Goldkonfirmation, vielleicht sieht man sich da wieder.

Im Gegensatz zu vielen anderen Konfirmandengruppen in Rheinhausen durften wir uns unsere Sprüche nicht aussuchen, wir bekamen sie verpasst. Für mich hat Pfarrer Zieger Psalm 84,12 ausgesucht: „Gott der HERR, ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre, er wird kein Gutes mangeln lassen dem Frommen.“ Das hat mir damals wenig gesagt. Wenig Zugang hatte ich zu meinem Spruch. Damals im Konfirmandenunterricht habe ich zwar auswendig gelernt – da hatte ich doch Respekt vor den beiden Pfarrern. Aber was das mit mir zu tun hatte, das ist mir nicht so klar gewesen. Da ging es mir wohl wie vielen anderen Konfis – damals wie heute.

Doch bin ich zumindest in der Gemeinde geblieben und wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte an der Mitarbeiterschulung des CVJM-Kreisverbandes teilzunehmen, die über drei Jahre an jeweils 8 Wochenenden im Jahr im CVJM-Eichenkreuzheim in Tönisberg, etwa 20 Kilometer von Rheinhausen stattfand. Da die Gemeinde die Kosten dafür übernahm, habe ich gerne daran teilgenommen und bin so in die Freizeitarbeit hineingerutscht. 1977 nahm ich noch als Teilnehmer an einer Jugendfreizeit meiner Heimatgemeinde teil. Und ab 1978 bin ich dann Jahr für Jahr meistens für 3 Wochen in ein Zeltlager gefahren und habe selbst in der offenen Jugendarbeit der Gemeinde mitgearbeitet, war als Mitarbeiter bei Konfifreizeiten dabei. Und habe viele Gespräche mit Pfr. Hübner geführt, der nach meiner Konfirmation in die Gemeinde gekommen war und für die Jugendarbeit verantwortlich. Tatsächlich habe ich als 16 und 17 Jähriger regelmäßig den Gottesdienst besucht, mindestens 2x pro Monat während der Schulzeit. So kam ich dann schließlich zur Idee, selbst Theologie zu studieren und Pfarrer zu werden.

Keine Angst, ich erzähle jetzt nicht mein ganzes Leben nach, aber es war am 30. Mai 1976 höchst unwahrscheinlich, dass ich mal Pfarrer werde. Und wenn ich heute auf meinen Konfirmationsspruch schaue, dann denke ich: Mein Pfarrer damals muss prophetische Begabung gehabt werden. Denn ich habe meinen Frieden mit dem Konfirmationsspruch gemacht, glaube sogar: Er ist wie für mich geschrieben: „Gott, der HERR, ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.“ Satz für Satz werde ich ihn jetzt durchgehen:

„Gott, der HERR, ist Sonne und Schild“. Im Januar 1978 hatte ich eine sehr dunkle Zeit in meinem Leben und wollte es beenden. Heute kann ich im Rückblick darauf sagen: Als ich Gott keine Chance mehr gab, gab er mir eine neue Chance. Es war, es hätte man einen Schalter umgelegt. Aus einem kleinen, motzenden Teenager, wurde ein engagierter, manchmal etwas verpeilter jugendlicher Mitarbeiter. Ich habe in der Gemeinde meine Gruppe gefunden und bekam die Beachtung, die mir an anderen Orten außerhalb der Familie versagt war. Im Gymnasium war ich immer ein Außenseiter gewesen, das ist erst mit dem Eintritt in die Oberstufe ein bisschen besser geworden. Allerdings habe ich Religion in nach der 11. Klasse abgewählt, weil ich es nicht gut ertragen konnte, dass bestimmte Leute immer anfingen zu Lachen, noch bevor ich etwas gesagt habe und der Lehrer das nicht verhindert hat. Aber da hatte ich dann immerhin schon das Selbstbewusstsein: Ich kann auch ohne Religion in der Oberstufe evangelische Theologie studieren.

Um es mit dem Psalmvers zu sagen: Gott ist mir zur Sonne in dunkelster Zeit geworden und hat wie mit einem Schild mich behütet.

„Der HERR gibt Gnade und Ehre.“ Ja, das erfahre ich immer wieder in meinem Beruf. Dass mit meinem Amt ich einen Vertrauensvorschuss bei vielen Menschen habe. Auch wenn ich nicht der klassische Pfarr-Herr bin, spüre ich doch, wie viel an Gnade und Ehre mir spürbar entgegengebracht wird. Nur ganz selten gibt es Begegnungen, in denen Menschen mir wegen meines Amtes zu spüren geben, dass das in ihren Augen nichts Wert ist. Im Gegenteil, gerade auch jetzt, wo ich viel mit der „Mobilen Kirche“ unterwegs bin, erfahre ich viel Zuspruch und das nicht nur von Menschen, die der Kirche nahe stehen. Für mich steht dieser zweite Satz meines Konfirmationsspruches in enger Beziehung zu einem Spruch, den Christus dem Paulus gesagt hat und der mir seit Studienzeiten ganz wichtig ist: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Und das erfahre ich, auch immer wieder im Berufsleben. Gerade in solchen Situationen, wo andere sagen, wie kannst Du das nur aushalten – bei Notfalleinsätzen, bei ganz besonders schwierigen Beerdigungen, da mache ich die Erfahrung, dass mir Kraft in der Situation zuwächst, die nicht aus mir heraus wächst, die mir gnädig geschenkt wird. So komme gut ich durch viele dieser schwierigen Situationen und bekomme auch viele gute Rückmeldungen.

„Er wird kein Gutes mangeln lassen dem Frommen.“ – Dieser Satz erfährt bei mir eine Auslegung nach Tagesform. An guten Tagen stimme ich dem gerne zu, denn es fehlt mir ja nichts. Aber es gibt ja auch viele Tage, an denen das nicht so ist. Dann bekommt dieser Satz nicht die Form der Aussage, sondern die Form der Bitte: Du hast das doch versprochen, Gott: dann sieh jetzt auch zu, dass es gut wird. Dabei ist mir aber schon bewusst, dass zwischen dem, was ich gut finde und dem, was Gott gut findet, wohl manchmal Welten liegen. Und auch, dass ich Fragen an Gott habe, auf die ich hier wohl keine mich zufriedenstellende Antwort bekomme. Aber das ist wahrscheinlich auch umgekehrt so: dass Gott Fragen an mich hat, die ich wohl nicht zufriedenstellend beantworten kann. Aber das hält unsere Beziehung aus.

Lange Zeit habe ich mich gefragt, ob ich „fromm“ bin. Die Oma eines Kindergarten- und Grundschulfreunds fragte mich nach dem Abitur, ob ich auch fromm genug wäre um Pfarrer zu werden? Darauf weiß ich keine Antwort, außer dass ich ein mir ein Vertrauen bewahrt habe, dass Gott mit gnädigen und liebevollen Augen auf mein Leben sieht. Dass ich glaube, dass er mir immer wieder die Kraft gibt, mich meinem Leben in Familie und Beruf zustellen, dass ich immer zu ihm reden kann und dass ich bei ihm in guter Hut bin. Doch, das ist fromm genug, nach meiner Auffassung.

Mein Konfirmationsspruch passt für mich: „Gott, der HERR, ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen dem Frommen.“ Amen. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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